Kultur

Volkstheater mit ambitioniertem Programm

Eine "rasante Talfahrt in Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit" konstatiert Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg. Und möchte einem "wild gewordenen Kapitalismus" ein "Kaleidoskop der Illusionen" – so das Motto der neuen Spielzeit – entgegenhalten. Schottenberg hofft auf "ein neues Bedürfnis nach Ethik und Werten". Schottenberg: "Es muss ja nicht gleich die Piratenpartei sein, es darf auch das Theater sein".

Der Volkstheater-Spielplan für die Saison 2012/’13 liest sich überaus engagiert. Den Auftakt macht die Theaterfassung der Turrini/Cerha-Oper "Der Riese vom Steinfeld" als deutschsprachige Erstaufführung am 7. September. In dieser Inszenierung wird Christine Urspruch am Volkstheater gastieren, bekannt als kleinwüchsige Gerichtsmedizinerin in den Münster-"Tatorten".
Am 14. September folgt ein programmierter Publikumserfolg: Rupert Henning schreibt und inszeniert, nach einer Idee von André Heller, "Bon Voyage – Ein Abend mit dem Leben und den Liedern Grete Kellers", Andrea Eckert spielt und singt.
Am 28. September bringt das Haus Geschichte und Musik der "Comedian Harmonists" auf die Bühne. Am 19. Oktober folgt Goethes "Urfaust" mit Nanette Waidmann als Gretchen, Enrico Lübbe, Intendant in Chemnitz, inszeniert erstmals am Volkstheater. Ebenfalls ein Debüt: Stefan Bruckmeier setzt Taboris „Goldberg-Variationen“ in Szene (4. November).

Weitere Premieren

„Anna Karenina“ als Damatisierung, "Im weißen Rössl" (Schottenberg inszeniert eine scharf modernisierte Fassung), Gogols "Revisor", "Mein Freund Harvey", ein neues Stück von Tony Kushner („Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“). Und eine neue Arbeit von Jacqueline Kornmüller. Deren Imigrations-Projekt "Die Reise" war ja eine der Erfolgsproduktionen der laufenden Saison.

Das viel gescholtene Volkstheater schwimmt derzeit auf der Erfolgswelle. In der laufenden Saison gelang es dem Haus, seine Auslastung um sieben Prozent und seine Kartenerlöse um zehn Prozent zu steigern. Die Gesamtauslastung liegt nun bei mehr als respektablen 85 Prozent.