Kultur

Volksoper: Nicht jeder Walzer ist ein Traum

Kein Zweifel: Dieses Werk gehört ins Haus am Gürtel, dieses 1907 uraufgeführte Stück muss die Volksoper geradezu im Repertoire haben. Das ist nun wieder der Fall; und Repertoire-tauglich ist die Inszenierung von Hausherr Robert Meyer allemal. Denn Meyer macht das, was auch an anderen Häusern der Operette Erfolge sichert – er bebildert die Handlung.

Worum geht es? Der junge Wiener Leutnant Niki hat Prinzessin Helene aus dem Hause Flausenthurn geheiratet, will sich mit seiner Rolle als Prinzgemahl im Sachsenland aber nicht abfinden und bändelt mit einer gewissen Franzi an, die eine Wiener Damenkapelle leitet. Dazu gibt es noch den braven Freund Montschi, einen leicht vertrottelten Fürsten und den intriganten Graf Lothar. Am Ende finden Helene und Niki zueinander; Österreicher und Deutsche werden doch noch zu Freunden.

Brav

Regisseur Robert Meyer hat all das im Bühnenbild und in den Kostümen von Christof Cremer ganz klassisch inszeniert; von der Pickelhaube bis zur Heurigenseligkeit wird jedes Klischee sicher bedient. Pointen gibt es auch. Nur die Andeutung einer homosexuellen Beziehung zwischen Niki und Montschi geht sich so gar nicht aus. Diese Inszenierung ist wohl für die nächsten 20 Jahre brauchbar; sie könnte in dieser Form aber auch bereits seit 20 Jahren auf dem Spielplan stehen.

Und auch Dirigent Guido Mancusi und das sehr gute Volksopernorchester fühlen sich zwischen Walzer und Marschmusik hörbar wohl. Also passt alles? Nein! Denn adäquate Sänger fehlen.

Burg

Wie sonst ist es zu erklären, dass Burgschauspieler Markus Meyer als herrlicher Graf Lothar die mit Abstand beste Gesangsleistung erbringt? Dass Meyer sich darstellerisch alles holt, ist klar. Neben ihm können nur noch Andreas Daum als Fürst sowie die Gestalter der kleineren Partien (Alexandra Kloose, Gernot Kranner, Christian Drescher ) bestehen.

Renée Schüttengruber müht sich als Tschinellen-Fifi, Michael Havlicek ist ein sehr sympathischer Montschi. Anita Götz gibt eine wackere Franzi. Doch Niki und Helene? Caroline Melzer lässt immerhin Talent erkennen. Tenor Thomas Paul aber ist als Niki in jeder Hinsicht sträflich überfordert. Hier bleibt nur die Hoffnung auf die Zweitbesetzung.

KURIER-Wertung: *** von *****

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hauptartikel