Kultur

Verhüllungskünstler Christo ist tot

Christo ist tot. Der Künstler, der durch seine monumentalen Verhüllungen von Gebäuden wie dem Berliner Reichstag oder dem Pariser Pont Neuf weltweite Berühmtheit erlangte, ist im Alter von 84 Jahren in New York gestorben. Entsprechende Medienberichte wurden am Sonntag auch auf der Website des Künstlers bestätigt.

Bis zuletzt arbeitete Christo, auch während der Coronakrise, in seinem New Yorker Studio an der für den Herbst geplanten Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe. Doch Corona vereitelte die Realisierung des Projekts zum geplanten Zeitpunkt. Der Triumphbogen sollte  nun im September 2021 verhüllt werden, hieß es aus dem Studio noch am 5. Mai. Dass Christo die Realisierung - so sie zustande kommt - nicht mehr miterleben kann, ist tragisch.

Doch der in Bulgarien geborene Künstler war jemand, der in großen Ideen und Zeitspannen dachte. Als 2009 seine Frau und künstlerische Partnerin Jeanne-Claude starb, betonte er weiterhin die gemeinsame Urheberschaft bei den Projekten. Viele Ideen trugen Christo und Jeanne-Claude über Jahrzehnte mit sich herum, immer auf der Suche nach der richtigen Konstellation zur Umsetzung. Vieles blieb auch unrealisiert.

Wie Christo stets betonte, finanzierte er seine Großprojekte hauptsächlich durch den Verkauf der dazugehörigen Skizzen und Zeichnungen.

 

Große Projekte

Christo, der nach dem Ungarnaufstand im Jänner 1957 in den Westen floh und dabei kurzzeitig auch an der Wiener Akademie der Bildenden Künste inskribiert war, wurde bekannt, nachdem er sich 1960 der in Paris gegründeten Gruppe „Neuer Realismus" angeschlossen hatte, wiewohl er nie offizielles Mitglied der Gruppe war. Mit seinem Konzept, Objekte zu verpacken und ihnen damit einen besonderen Realitätsstatus zu verleihen, begann er bereits 1958. 1961 ersann er erstmals  die Idee für ein verpacktes öffentliches Gebäude. In der Folge sollte Christo immer wieder zu ähnlichen Ideen und Materialien zurückkehren - allein die Größenordnung änderte sich rapide. So hatte Christo bereits 1961 mit Ölfässern gearbeitet und 1962 einen Durchgang in der Rue Visconti in Paris mit Fässern verbarrikadiert: "The Iron Curtain", der Eiserne Vorhang, hieß das Werk.

Im Sommer 2018 stellte Christo im Londoner Hyde Park sein erstes großes Außenprojekt in Großbritannien vor: Mitten auf der Serpentine, einem See im zentralen Hyde Park, installierte er "The Mastaba" - eine gigantische Skulptur aus 7.506 gestapelten Ölfässern. Eine noch größere Version davon plante Christo für Abu Dhabi - diese "Mastaba" sollte die größte permanente Skulptur der Welt werden. Auch ihre Realisierung ist nun ungewiss.

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Dass Christo ein Großprojekt "für die Ewigkeit" ersann, war eher die Ausnahme. "Meine Projekte sind dafür gedacht, wieder zu verschwinden. Es ist Teil ihrer ästhetischen Qualität, dass sie nicht wiederholt werden können", sagte er 2019 im Interview mit dem KURIER. "All diese Werke konnten nur zu diesem einen Zeitpunkt, an diesem bestimmten Ort passieren."

Im Sommer 2016 hatte Christos Projekt "Floating Piers" aus drei Kilometer langen Stegen am Iseo-See bei Brescia in Norditalien 1,2 Millionen Menschen angelockt:

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Im Februar 2005 standen auf den Wegen des Central Parks in New York exakt 7.503 Metalltore, safrangelbe Stoffbahnen hingen von den Toren herab:

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So gut wie allen Christo-Projekten ging eine intensive öffentliche Auseinandersetzung voraus - der Künstler war bei der Durchsetzung seiner Ideen oft impulsiv, bewies aber auch oft langen Atem. Die Verhüllung des Pariser Triumphbogens etwa trug er als Idee schon seit 1962 mit sich herum, oft scheiterte die Umsetzung an der politischen Wetterlage, an Behörden oder auch am Geld. Die Beschädigung des Triumphbogens bei Protesten der "Gelbwesten" im Dezember 2018 gab dem Projekt Christos politischen Rückenwind - waren seine Verhüllungen doch stets auch Rituale, um die symbolische Landschaft zu reinigen und neu zu denken. Das Andenken an diese Momente, an denen der gewohnte Lauf der Dinge durch die Kunst kurzzeitig ausgehebelt schien, bleibt vielen Menschen auch nun noch im Gedächtnis, nachdem der Ideengeber die Welt verlassen hat.