Kultur

Verdis "Simon Boccanegra" im Konzerthaus

Jubiläumsjahre würden vor allem den eher selten gespielten Komponisten nützen, erklärte Bariton Thomas Hampson im KURIER-Interview. Damit hat der großartige Künstler recht, denn ein Giuseppe Verdi bedarf auch zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2013 keiner großen (doch bitte: alle Opernhäuser sind hier in die Pflicht genommen!) Vorstellung mehr.

Manche seiner Werke können dennoch nicht oft genug vor den Vorhang gebeten werden. Etwa die Oper „Simon Boccanegra“, die auch dank der wichtigen Reihe „Great Voices“ im Wiener Konzerthaus (Reprise am 17. April) zur Aufführung kam und auch zu CD-Ehren kommen wird. Dank meist großartiger Sänger ist es ein mehr als gelungenes Projekt.

Kultiviertes Leiden

Vor allem Thomas Hampson – er wird diese Partie im Haus am Ring demnächst auch singen – ist ein fabelhafter, ohne jede Inszenierung grandioser Doge von Genua. Sein Boccanegra geht unter die Haut. Hampson singt lyrisch, nuanciert und so delikat, ja so vokal zauberhaft – er macht das Leiden dieses Mannes in aller Kultiviertheit erfassbar.

Zweiter Star des Abends: Tenor Joseph Calleja. Was für eine Stimme, was für eine Lyrik, was für ein Schmelz, was für eine Strahlkraft! Calleja macht aus einer oft als Null-Figur gezeichneten (und leider auch gesungenen!) Partie einen Hauptprotagonisten. Ein Ereignis.

Gleiches gilt für Luca Pisaroni, der als Paolo einen genialen Anti-Helden singt – toll. Bassist Carlo Colombara ist der erprobte Fiesco und als Gegner Boccanegras gut. Die Herrenrunde mischt die Sopranistin Kristine Opolais sicher auf; ein Extra-Lob geht an die Wiener Symphoniker, die Wiener Singakademie sowie die Nebendarsteller. Dirigent Massimo Zanetti ist ihnen – und Verdi – ein kundiger Anwalt.

KURIER-Wertung: **** von *****

Wiener Konzerthaus