Kultur

"Hoch fisteln? Das ist irgendwie unnatürlich!"

Auch so kann es gehen. Da lernt ein Bub brav und erfolgreich Geige und Klavier, weil auch seine Eltern Musiker sind. Doch dann läuft eine Klassik-Sendung im Fernsehen, wo der bekannte Countertenor Andreas Scholl einen Auftritt hat. Und der Bub singt mit. In der selben Tonlage, der selben Tonhöhe, mit der selben hohen Stimme. Und plötzlich ist klar: "Ich werde Countertenor."

So geschehen bei Valer Sabadus, der heute mit seinen 29 Jahren zu den begehrtesten Künstlern seines Fachs zählt. Warum dem so ist, das lässt sich auch in Österreich sehr gut nachprüfen. Bereits am Samstag ist Valer Sabadus in Grafenegg zu Gast, wo er mit dem Concerto Köln Händel-Arien am Wolkenturm interpretieren wird.

Niederbayern

Doch "Barocke Meister" – so der Titel des Abends – bei einem Open-Air-Konzert? Geht das? "Ja, ich freue mich sehr darauf", sagt Sabadus im KURIER-Gespräch. "Der Wolkenturm ist ein akustisches und architektonisches Meisterwerk. Und bei Open-Air-Veranstaltungen ist man der Natur ganz nahe, saugt sie als Inspiration förmlich auf. Und ich liebe die Natur", so der in Arad (Rumänien) geborene und in Niederbayern ("Daher kommt auch mein Akzent.") aufgewachsene Künstler.

Nach Grafenegg geht es für den leidenschaftlichen Kletterer auch nach Innsbruck zu den Festwochen der Alten Musik. Und im Oktober gastiert Sabadus im Theater an der Wien, wo er den Nerone in einer szenischen Neuproduktion von Monteverdis "L’ incoronazione di Poppea" singen wird. Claus Guth wird inszenieren, "denn als Sänger will ich mich auf der Bühne ausprobieren dürfen."

An seine makellose, lupenreine Stimme hat sich Sabadus inzwischen gewöhnt. "Anfangs dachte ich: ,Hoch fisteln? Das ist doch irgendwie unnatürlich!‘ Inzwischen bin ich meinem Schicksal dankbar und weiß, dass auch Countertenöre nur Menschen sind", sagt er lachend.

Und das Repertoire? "Im Herbst erscheint eine CD mit Arien von Caldara, aber ich habe mich auch schon bis zu Gluck vorgewagt. Und am Schönsten wäre es, würden mehr zeitgenössische Komponisten für meine Stimmlage schreiben. Aribert Reimann etwa schätze ich sehr. Aber ich bin ja noch recht jung, da kann noch viel passieren."

Link: www.valer-sabadus.de