Kultur

US-Maler Chuck Close 81-jährig verstorben

Chuck Close, einer der prominentesten Künstler jener Generation, die in den 1960er Jahren mit riesigen, fotorealistischen Gemälden bekannt wurden, ist tot. Das gab seine Galerie in der Nacht zum Freitag bekannt. Close starb demnach 81-jährig an einer Herzinsuffizienz, die Folge seiner langen Krankheit gewesen sei. Seit er im Jahr 1988 ein Blutgerinnsel im Rückenmark erlitt, war Close an einen Rollstuhl gefesselt. 2015 wurde bei ihm auch die sogenannte frontotemporale Demenz diagnostiziert.

Gigant mit Gesundheitsproblemen

Close konnte dank einiger speziell entwickelter Hilfsmittel trotz der Einschränkung weiter seine Kunst schaffen. Sein anfängliches Konzept, Bilder nach fotografischen Vorlagen in große Formate zu übertragen und dabei auch Eigenheiten der Fotografie wie Unschärfen zu malen, wurde dabei weiter verfeinert und variiert: Indem Close seine Bilder in ein Raster übertrug und innerhalb dieser Gitter mit Farben und Formen experimentierte, baute er eine Brücke zwischen spektakulärem Realismus und den sonst eher abstrakten Tendenzen der Minimal Art und Konzeptkunst.

Bevor Close damit in der US-Kunstwelt reüssierte, hatte er als Fulbright-Student übrigens ein Jahr lang - 1964 - an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert.

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Close war schon ein hochdekorierter und im musealen Kanon verankerter Künstler, als er 2017 mit den Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert wurde. Diese sagten, dass Close sie zwischen 2005  und 2013 sexuell belästigt habe. Der Künstler entschuldigte sich in der Folge und gab zu, gegenüber den Frauen unangemessene Bemerkungen gemacht zu haben. Wie sein behandelnder Arzt gegenüber der New York Times sagte, seien diese Ausfälle in Zusammenhang mit Closes Demenzerkrankung gestanden - sie habe auch Hirnregionen angegriffen, die für die Unterdrückung von Affekten zuständig seien.

Die National Gallery of Art in Washington hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe 2018 eine Museums-Retrospektive abgesagt. Vollständig "gecanceled" wurde Close aber nicht, seine Beiträge zur Kunstentwicklung nach 1960 stehen auch außerhalb jeden Zweifels. In Wien ist eines seiner Werke derzeit in der Schau "Wonderland" der Albertina Modern zu sehen.