Ups: Milliardär ruiniert erneut Picasso-Gemälde
Von Michael Huber
Es hätte der Star der New Yorker "Impressionismus & Moderne"-Auktion bei Christies morgen, Dienstag, werden sollen. Die Ankündigung des Auktionshauses sah in Pablo Picassos "Le Marin" ("Der Seemann") von 1934 gar das wichtigste Gemälde des Künstlers, das seit "Les Femmes d'Alger (Version O)", das 2015 den Rekordpreis von 179,3 Millionen US-Dollar zur Auktion gelangt sei. Mit 70 Milllionen wurde der Schätzwert angegeben, insgeheim erhoffte man sich wohl mehr.
Doch dann kam alles anders: Am Montag wurde das Bild von der Auktion zurückgezogen, wie Bloomberg berichtet. Als Grund wurde eine Beschädigung angegeben, die am Freitag erfolgt sei. Für Beobachter des Kunstmarkts stellte sich sofort ein Deja-Vu-Erlebnis ein: Denn das Picasso-Werk stammte aus dem Besitz des Milliardärs und Casino-Magnaten Steve Wynn aus Las Vegas, der zuletzt wegen Vorwürfen sexueller Belästigung im Rampenlicht gestanden war. Zuvor war Wynn immer wieder mit Rekord-Kunstkäufen aufgefallen. Und er hatte bereits einmal - 2006 - ein Picasso-Meisterwerk mit seinem Ellbogen beschädigt. Grund für Wynns ausladende Ellbogen-Technik dürfte eine Augenkrankheit sein, die das periphere Gesichtsfeld des Milliardärs einschränkt.
Oops, he did it again
Picassos "Le Rêve" (Der Traum), ein 1932 gemaltes Porträt von Picassos Partnerin Marie-Therese Walther, hätte 2006 als teuerstes Gemälde der Welt in die Geschichte eingehen sollen. Der Hedgefonds-Manager Steve Cohen hatte damals eingewilligt, in einem Privatverkauf 139 Millionen US-Dollar für das Werk zu zahlen. Doch kurz vor dem Verkauf präsentierte Wynn das Bild einigen Freunden - und rammte seinen Ellbogen in das Gemälde. Nach der aufwändigen Restaurierung war der Wert laut Restaurator auf 85 Millionen Euro gesunken, Wynn zog gegen diese Einschätzung vor Gericht. 2013 konnte er das Bild um kolportierte 155 Millionen US-Dollar an Cohen verkaufen. Wann Picassos "Seemann" wieder am Markt gesichtet wird, ist heute noch nicht zu beurteilen.