Kultur

Unter dem Turban die Baseballkappe

Pakistan, in den Monaten nach 9/11. Soeben sind die Amerikaner in Afghanistan einmarschiert. Jeo, ein junger angehender Arzt, und sein Stiefbruder Mikal machen sich nach Afghanistan ins Krisengebiet auf, um zu helfen. Doch die Wohltätigkeitsorganisation, bei der beide angeheuert haben, ist in Wahrheit eine Gruppe fanatischer Islamisten. Mikal gerät in Gefangenschaft, Jeo wird ermordet. Als man ihn zurück nach Hause bringt, erklärt man seiner Familie, er sei von Amerikanern getötet worden.

Der aus Pakistan gebürtige Brite Nadeem Aslam führt in seinem vierten Roman "Der Garten des Blinden" eindrucksvoll vor, wie Hass entsteht. Und er erklärt dessen Wurzeln. Gekonnt verbindet er eine poetische, auch sprachlich fast altmodische Familiengeschichte vor dem Hintergrund einer archaischen Gesellschaft mit einer Erzählung von höchster politischer Brisanz.

Alle Inhalte anzeigen

Einerseits in Pakistan, wo eine liberale Islam-Schule von Fundamentalisten zerstört wird und Frauen darum kämpfen, ihre Rechte nicht ganz zu verlieren, andererseits am Kriegsschauplatz Afghanistan, wo halbe Kinder im Namen Allahs kämpfen. Zwölf-, dreizehnjährige Burschen aus allen gottverlassenen Gegenden der Welt – auch aus Tschetschenien und Nordengland, "manche haben den Turban um die Baseballkappe gewickelt" – werden in Dschihad -Trainingslagern für den Heiligen Krieg aufmunitioniert, rekrutiert von einem Scheich, der " (... ) die Taliban dafür lobt, das einzige Land der Welt geschaffen zu haben, in dem keine von Menschen gemachten Gesetze gelten."

KURIER-Wertung:

INFO: Nadeem Aslam: „Der Garten des Blinden“ Aus dem Englischen von Bernhard Robben. DVA. 432 Seiten. 23,70 Euro.