Kultur

Umsatzplus am Musikmarkt - aber Bauchweh wegen KI und heimischem Content

Wenn die Musikwirtschaft ihren Puls fühlt, lautet der Befund meist: "Es geht uns eh gut, aber." Das ist im Rückblick auf das Jahr 2023, der am Dienstag in einer Pressekonferenz und Aussendung des Österreichischen Verbands der Musikwirtschaft (IFPI Austria) bekannt gegeben wurde, ebenso der Fall: Der Gesamtumsatz ist gestiegen (um 10, 2 % auf 237,2 Millionen Euro), insbesondere durch Erträge der großen Streaming-Plattformen (um 16,5% auf 167,6 Millionen Euro).

Aber diese Erträge fließen stark in die Spitzen-Seller des Segments und nicht unbedingt in heimische Produktionen, wenngleich der Rapper Raf Camora sich in den Album-Jahrescharts mit seinem Titel "XV" auf Platz 2 hinter den Rolling Stones ("Hackney Diamonds" ) hält. Insgesamt aber ist der Anteil heimischer Alben am Gesamtumsatz der Branche von 24,9% im Jahr 2022 auf 16,3% im Jahr 2023 zurückgegangen.

Bei den Singles gab es zwar eine leichte Verschiebung nach oben, aber auf niedrigem Niveau - der Österreicher-Anteil am Umsatz liegt hier 2023 bei 4,6% (2022: 3,6%). Raf Camora - auch im Segment Singles der bestverkaufende österreichische Künstler - findet sich mit dem Titel "All Night" (gemeinsam mit Luciano) erst auf Platz 12 der Jahres-Charts. 

  1. Miley Cyrus Flowers
  2. Udo Lindenberg & Apache 207 Komet
  3. Miksu/Macloud & Makko Nachts wach
  4. Tom Odell Another Love
  5. David Guetta & Bebe Rexha I´m Good (Blue)
  6. Luca-Dante Spadafora, Niklas Dee & Octavian Mädchen auf dem Pferd
  7. Nina Chuba Wildberry Lillet
  8. Eminem Mockingbird
  9. Sira, Bausa & Badchieff 9 bis 9
  10. David Kushner Daylight
  1. The Rolling Stones Hackney Diamonds
  2. Raf Camora XV
  3. Taylor Swift Midnights
  4. Taylor Swift 1989 (Taylor´s Version)
  5. Harry Styles Harry´s House
  6. Seer Ausklang
  7. Ayliva Schwarzes Herz
  8. Rammstein Zeit
  9. Metro Boomin Heroes & Villains
  10. Travis Scott Utopia

"Die Schwankungen hängen von den Veröffentlichungen eines Jahres ab, insgesamt aber ist das Niveau vor allem bei den Songs zu niedrig", heißt es in der Aussendung des Verbands. 

KI spuckt in die Suppe

Nicht hilfreich ist dabei der Umstand, dass der Pool an Titeln, die auf den Streamingplattformen verfügbar sind, beständig wächst: Täglich werden weltweit mehr als 100.000 Titel hochgeladen, rund 46 Millionen verfügbare Tracks hatten aber keinen einzigen Abruf. "Dieses Überangebot wird zunehmend als Problem gesehen, weil sich darunter möglicherweise auch viele KI-generierte Songs finden, die den Abrechnungspool für die Vergütung von Künstlerinnen und Künstlern verringern könnten", heißt es seitens des Verbands IFPI. "Deswegen werden Streaming-Abrechnungsmodelle überlegt, bei denen nur real existierende Artists abgerechnet und alle Versuche der betrügerischen Manipulation des Systems bestmöglich unterbunden werden."

Insgesamt sorgten Streams 2023 für 83% aller Musikumsätze. An Bedeutung verlieren laut IFPI Downloads - sie verbuchten einen Rückgang um 7,5%,  Musik-DVDs (-6,7%) und Musik-CDs (-12,7 %). Im Gegenzug setzte sich auch 2023 der Siegeszug der Vinyl-Schallplatte fort: Mit einem Umsatzplus von 16% (12,3 Millionen Euro) kann sie die Ausfälle bei den CDs beinahe schon kompensieren. 

Welchen Siegeszug die Schallplatte hingelegt hat, zeigt sich im Langzeitvergleich: Wurden im Jahr 2000 noch 33.000 Vinyl-Schallplatten abgesetzt, waren es 2023 410.000 Stück. Gegenläufig der Trend bei den CDs: Mit 16,2 Millionen verkauften Stück befand man sich hier im Jahr 2000 noch in einer Hochphase. 2023 ist die Zahl der in Österreich verkauften CDs auf 1,2 Millionen Stück geschrumpft.