Kultur

TTR Allstars: "Es wor so, es is so, und es bleibt so"

„Wie schnö net di Zeit vergeht“, heißt es in „Bleibt so“, ein sommerlich-groovender Hip-Hop-Song, mit dem die TTR Allstars (Texta, Average, Kayo, Hinterland und Da Staummtisch) die eigene Vergangenheit selbstironischen Revue passieren lassen: „I hob launge Hoar ghobt (…) Jetzt hob I a Glotzn, da Flip hot a Geheimratseck. Und wer nu kane Kids hot is zumindest verheiratet.“ Zurückgeblickt wird aber nur kurz, denn „es muas weitergehn“. Außerdem werde man Bühnen immer rocken: „Es wor so, es is so, und es bleibt so“.

Wesentlicher Antrieb und wichtiger Teil dieser „linken Zecken mit’m Herz am rechten Fleck“ ist Flip, der seit mehr als einem Vierteljahrhundert die österreichische Musiklandschaft beeinflusst. Als Mitglied vom Linzer Hip-Hop-Kollektiv Texta, das heuer übrigens sein 25-jähriges Bestehen feiert, hat der mittlerweile 44-Jährige MC und Produzent die heimische Rap-Szene in den vergangenen Jahren vorangetrieben – unter anderem via Plattenlabel Tonträger Records. Das 1998 von Texta gegründete Independent-Plattenlabel wird seit nunmehr 20 Jahren leidenschaftlich als „Hobby“ betrieben, wie es Flip im KURIER-Interview beschreibt.

Der Anlass für dieses Gespräch ist aber das Album „ Chefpartie“, das Texta nun gemeinsam mit Da Staummtisch, Hinterland, Average & Kayo als TTR Allstars veröffentlichen. TTR ist die Abkürzung von Tonträger Records, ein Label, das Anfang der Nullerjahre als wichtige Adresse im heimischen Hip-Hop-Zirkus galt. Es beherbergte eine ganze Armada an talentierten Musikern, die vorrangig in Mundart rappten. Unter dem Namen TTR Allstars veröffentlichten bereits 2007 unzählige mit dem Linzer Label verbundene Rapper eine erste Kollaboration mit dem Titel „Vü Z’Vü“. Dabei gab es, so Flip im Interview, aber auch die eine oder andere intensivere Auseinandersetzung im Studio, die mitunter dazu führte, dass sich einige vom Label abwandten und Flip die Motivation verlor, das weiter zu pushen. „Eine Phase, in der ich mich wieder mehr auf meine eigenen Sachen fokussiert habe“, wie er im Interview erzählt.

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Der Frust ist aber längst verflogen. Anlässlich des heurigen 20-jährigen Jubiläum von Tonträger Records habe man sich wieder verstärkt ausgetauscht und dabei entschlossen, ein neues gemeinsames Album zu machen. Das Ergebnis dieser Neugestaltung heißt „Chefpartie“ und ist ein musikalisch gelungenes Album, an dem man rund ein Jahr gearbeitet hat. Rausgekommen ist ein musikalisches Potpourri, das klassischen Boombap (harte Kickdrum, aufdringliche Snare) feine Soul-Samples und moderne Beats kombiniert. Wer in den 16 neuen Songs nach gerade angesagten Trap-Beats, Cloud-Raps, also Nonsens-Texten sucht, verschwendet seine Zeit. Denn die TTR Allstars verkörpern Hip-Hop der alten Schule. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf anspruchsvolle Lyrics: „Die textliche Qualität bei der Musik war und ist mir persönlich sehr wichtig. Das steht auch immer ganz klar im Mittelpunkt eines Songs. In welches Hip-Hop-Sound-Gerüst das schlussendlich gekleidet wird, ist nebensächlich. Uns geht es immer um den Inhalt eines Tracks und um die Persönlichkeit, die dahintersteckt“, sagt Flip.

Durch die unterschiedlichen Producer, MCs und DJs, die in der Supergroup TTR Allstars vereint sind, entsteht ein Kaleidoskop verschiedener Stimmungen. Dabei ist jeder Song zwar irgendwie anders, aber der Wortwitz, die samplebasierter Sounds und Mundart-Raps ziehen sich wie ein roter Faden durch die Playlist. So etwas wie ein Mundart-Rap-Dogma gibt es zwar keines, wie Flip anmerkt, „aber natürlich haben wir uns immer klar in Richtung Mundart-Rap positioniert. Tonträger Records war auch einer der ersten Plattformen, die Dialekt-Rap explizit gefördert haben. Damit waren wir auch lange Zeit Vorreiter im deutschsprachigen Raum - ohne unsere Pionierarbeit, wäre diesbezüglich wohl bis heute nicht so viel passiert. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Wir haben Mundart wieder fresh gemacht und damit den Grundstein für den aktuellen Austropop-Hype gelegt“, sagt Flip. Dazu passt eine Zeile aus dem eingangs erwähnten „Bleibt so“: „Wir reden Slang, doch vergleich‘ uns net mit Seiler & Speer. Man vergleicht jo a net Hi-Hat mit Snare.“

Tipp: Die TTR Allstars präsentieren das Album „Chefpartie“ im Rahmen einer Österreich-Tournee. Los geht es am Freitag im Wiener WUK. Weitere Termine: 20. April – Graz, 5. Mai – Linz, 9. Mai – Salzburg.

 

 

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