Kultur

Thielemanns Wiener Triumph (samt Ansprache)

Wenn er nach Wien kommt, herrscht im Musikverein ein musikalischer wie auch emotionaler Ausnahmezustand. Denn Christian Thielemann ist längst einer der absoluten Publikumslieblinge und lädt sich zudem gerne Gäste ein. Etwa den fabelhaften Geiger Nikolaj Znaider oder den großartigen Pianisten Yefim Bronfman oder auch Opernsuperstar Anna Netrebko.

Streng

Aber Thielemanns Konzerte mit "seiner" an allen Pulten exzellenten Sächsischen Staatskapelle Dresden arten deswegen noch lange nicht in bloßes Showbusiness aus. Denn der deutsche Dirigent kann auch streng sein. Etwa dann, wenn das Publikum bei Max Regers "Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart" (op. 132) nach der letzten Variation, jedoch vor der finalen Fuge hinein klatscht. "Ja, das war sicher die schönste Variation", sagte Thielemann zum Auditorium. "Aber es kommt noch die Fuge!"

Und fast als kleine "Strafe" gab es nach einer umjubelten Aufführung von Richard Strauss’ "Till Eulenspiegels lustige Streiche" als Zugabe noch die siebente Variation des Reger-Stücks.

Subtil

Stichwort Strauss: Hier fühlen sich Thielemann und die einst von Richard Wagner als "Wunderharfe" titulierten Dresdner merklich daheim. Hinreißend, wie Thielemann und das Orchester alle noch so feinen Motive auskosteten, mit wie viel Witz und Verve dieses Werk erstand. Thielemann, der große, aber subtile Theatraliker!

Wenn aber ein Solist wie der hinreißende Nikolaj Znaider Ludwig van Beethovens "Konzert für Violine und Orchester in D-Dur" interpretiert, fügt sich Thielemann mit den Musikern in die Rolle eines den (absolut idealen) Klangteppich vorbereitenden Partners ein. Und so konnte Znajder in all seiner Virtuosität brillieren und mit den Worten "Wir müssen reden" nicht Bachs "Sarabande" als Zugabe geben.