The Streets: Mixtape mit einer prominent besetzten Gästeliste
Von Marco Weise
„None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive“ heißt die neue Arbeit von Mike Skinner alias The Streets, die er nicht als neues Album, sondern als Mixtape oder „Rap-Duett“ versteht. Egal. Es ist auf jeden Fall das seit Jahren erhoffte Lebenszeichen des mittlerweile 41-jährigen Briten, der 2004 mit Songs wie „Fit But You Know It“ und „Dry Your Eyes“ seine bisher größten Erfolge feiern konnte. Es waren minimalistisch wie kantig daherkommende Alternativen zum überproduzierten Hip-Hop aus den USA – ganz ohne Goldketterl-Limousinen-Mentalität.
Skinner, aufgewachsen in einem Sozialbau in Birmingham, berichtete auf seinen ersten Tonträgern im breitem Cockney, dem traditionellen Dialekt der englischen Arbeiterklasse, über zu wenig Schlaf; über schnapstrinkende, pubprügelnde und kiffenden Playstationzocker in der Spätpubertät. Er rappte über eine Realität, von der viele nichts wissen wollen.
Tame Impala
Das nun veröffentlichte Album ist eine Ansammlung von Tracks, die in den vergangenen Jahren entstanden sind und mit verschiedenen Musikern eingespielt wurden. Auf der durchaus prominent besetzten Gästeliste stehen etwa der australische Musiker und Songwriter Kevin Parker alias Tame Impala, die Londoner Rap-Queen Ms Banks, die Post-Punk–Truppe Idles und viele junge, noch eher unbekannte Künstler aus der britischen Musikszene. Dementsprechend abwechslungsreich kommt „None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive“ daher – man könnte auch unstimmig sagen.
In den zwölf neuen Nummer werden Drum'n'Bass, House, UK Garage und neumodische Trap-Rhythmen vermengt. Mike Skinners zwischenzeitliche Karriere als DJ hat also soundtechnisch Spuren hinterlassen. Die Beats sind wieder erfreulich unpoliert, aber nicht mehr so kratzig wie noch auf früheren Werken. Im Song „The Poison I Take Hoping You Will Suffer“ rappt Skinner zu sphärisch schwebenden Synthesizersounds und wabernden Bässen herrlich neben der Spur.
Gut gelungen ist auch „Take Me As I Am“, das mit seinem treibenden Shuffle-Beat auf die Tanzfläche zielt, jenen Ort, der derzeit coronabedingt Sperrzone ist. Und dann wäre noch „Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better“ zu erwähnen, das mit seiner simplen Piano-Melodie wohl der radiotauglichste Track auf Skinners Comeback ist. Die Texte sind zwar nur noch halb so pikant, weil nicht mehr im Rausch der Jugend angesiedelt, aber immer noch feinsinnig und treffsicher.