Start von "The Grand Tour" auf Amazon Prime: Wer bremst, verliert!
Von Marco Weise
Sie haben eine große Klappe, sind politisch oft inkorrekt, schimpfen, fluchen und drücken nicht nur verbal ordentlich aufs Gaspedal: Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond sind drei Autonarren, die Fahrzeuge auf Herz und Nieren testen. Dabei machen sie sich über alles und jeden lustig – am meisten über sich selbst. Der trockene Humor und diese Scheiß-mich-nichts-Mentalität sind dann auch zwei Gründe, warum sie seit nunmehr 17 Jahren extrem erfolgreich fürs Fernsehen arbeiten. Bis 2015 waren sie im Auftrag der BBC unter dem Namen „Top Gear“ unterwegs. Danach kam es zum Bruch: Jeremy Clarkson musste gehen, weil es zu Handgreiflichkeiten zwischen ihm und einem „Top Gear“-Mitarbeiter kam.
Mit einem geschmalzenen „Fuck them!“ verabschiedeten sich kurz darauf auch die beiden anderen Moderatoren von der BBC – noch im selben Jahr wechselte das Trio zu Amazon Prime: Nach der Suspendierung von Jeremy Clarkson „war es für uns eine moralische Pflicht gegenüber den Zuschauern, zu dritt weiter zu machen. Wir sind Entertainer, und wenn wir zusammenarbeiten, sind wir bessere Entertainer“, sagt James May dem KURIER.
Laut
Seit vergangenen Freitag steht die dritte Staffel von „The Grand Tour“, so der neue Titel der Sendung, auf Amazons Bezahlangebot Prime Video zum Abruf bereit. Neben den ganzen actionreichen Autotests und Wettrennen ist die Show auch wieder eine Reise rund um den Globus. Gedreht wurde im Urwald von Kolumbien, in der Steppe der Mongolei, in China und Detroit, wo ein Muscle-Car-Vergleich ansteht.
Inhaltlich geht es also weiter wie gehabt: Es ist laut, schnell, schräg – und gefährlich. So versucht Richard Hammond in der zweiten von zwölf neuen Folgen einen Jeep auf einer kleinen Holzbrücke, die über einen steilen Canyon führt, zu lenken. „Das, was wir machen, ist sicherlich total verrückt und dumm, aber nicht so gefährlich wie der Job eines Basejumpers oder Astronauten“, sagt James May. „Klar bringen wir uns dabei selbst immer wieder in unangenehme Situationen, um dem Zuseher die nötige Action liefern zu können.“
Dass es bei so einem Job nicht einfach ist, eine adäquate Unfallversicherung zu bekommen, bestätigt May mit einem Lächeln. „Aber ich habe eine.“
Neuerungen
Der 56-jährige May hat an der Seite von Clarkson und Hammond schon einiges erlebt. Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? „Wenn man sich alte und neue Folgen ansieht, fällt mir vor allem eines auf: Man altert viel zu schnell. Das ist niederschmetternd. Man sieht von Staffel zu Staffel den Alterungsprozess und kann nichts dagegen machen“, sagt der Brite.
Neben dem bewährten Show-Konzept gibt es auch zahlreiche Neuerungen: Die Interviews mit prominenten Gästen im Studio-Zelt fallen weg. Neu ist auch das Videospiel, das für Playstation 4 und Xbox One entworfen wurde.
In puncto Humor bleibt hingegen alles beim Alten. Die Dialoge driften gerne ins Stammtischhafte ab, und die ständigen Reibereien zwischen den Moderatoren erinnern an hormongesteuerte Teenager: Wer hat den größten Bleifuß?
Verständlich also, dass das Trio von Carsharing und Fahrassistenten nicht viel hält. Und auch Elektroautos zählen im Gegensatz zu V8-Motoren nicht zu ihrer Leidenschaft.
Für PS-Junkies und Benzinbrüder bietet die neue Staffel von „The Grand Tour“ Unterhaltung pur. Wie lange das James May und Co. noch auf diesem Niveau machen können, hängt von verschieden Fragen ab. „Bleiben wir gesund? Will noch jemand drei alten Säcken beim Autofahren zusehen?“, fragt sich May. Ja, das wollen anscheinend noch genügend Leute, denn Amazon Prime hat bereits die Fortsetzung von „The Grand Tour“ bestätigt. An der vierten Staffel soll bereits gearbeitet werden.
„The Grand Tour“: Die ersten beiden sowie die neue, dritte Staffel stehen auf Amazon Prime Video für Mitglieder zum Abruf bereit.