Kultur

Die Anti-Primadonna

Sie ist die neue Primadonna der Wiener Staatsoper. Nicht in privater Hinsicht, denn da ist Krassimira Stoyanova die Bescheidenheit in Person. Aber in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss darf die bulgarische Sopranistin im Vorspiel Primadonnen-Allüren ausleben, ehe sie als verlassene Prinzessin schmachten und leiden muss. „Eine Traumrolle“, befindet Stoyanova, „denn eigentlich sind das zwei Seiten einer Medaille, die auch viel schauspielerisches Talent erfordern.“

Gelernte Geigerin

„Ich bin sehr glücklich über die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf, denn er erzählt die Geschichte unfassbar gut. Und Dirigent Franz Welser-Möst lotet alle Facetten der Partitur aus und trägt uns Sänger auf Händen. So eine Kombination findet man nur in Wien.“ Stoyanova muss es wissen, immerhin hat die Künstlerin erst Geige gelernt und auch fünf Jahre im Orchester gespielt. „Das war eine gute Schule, die mir heute sehr hilft. Ich höre das mit, was im Graben geschieht und sehe das Geschehen aus beiden Perspektiven. Ich kann mich so besser in das Orchester einfühlen.“

Die Wiener Staatsoper ist für die Kammersängerin „meine künstlerische Heimat“ geworden. „Hier fühle ich mich wohl, hierher komme ich immer gerne zurück.“

Die „Ariadne“ singt Stoyanova zum ersten Mal; weitere Strauss-Partien schließt sie nicht aus. „Strauss hat so wunderbare Werke komponiert, und er hat die Frauen-Partien besonders geliebt. Eine „Arabella“, eine Marschallin im ,Rosenkavalier’ sind faszinierende Aufgaben.“ Lachend: „Sehen wir, wohin mich meine Stimme und die Angebote führen.“

Gelebte Vorsicht

Auch zu Richard Wagner? Immerhin hat Stoyanova die „schweren“ Verdi-Rollen wie eine Desdemona in „Otello“ bereits mit Bravour bewältigt. „Wagner? Das ist nicht wirklich etwas für mich. Da bin ich vorsichtig. Ich will meine Stimme nicht über Gebühr strapazieren, und bin in der Auswahl meiner Rollen vorsichtig. Viele Kolleginnen und Kollegen singen anstrengende Partien zu früh – das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Die Stimme ist ein sehr kostbares Instrument.“

Dieses stellt Stoyanova immer wieder in den Dienst von Raritäten. „Ich werde mich auf meinen nächsten CD’s sowohl mit unbekannter Barock-Musik, als auch mit Puccini und seinen Nachfolgern beschäftigen. Da gibt es noch viele Schätze zu heben.“