"Speed": Liebe, Lächerlichkeit und Tod als Tragödie
Von Guido Tartarotti
Es ist schwierig, die Handlung eines Stücks zu erzählen, das im wesentlichen aus einer Pointe besteht, die man nicht verraten darf, weil dies die Wirkung des Stücks zerstören würde.
In „Speed“ lernen wir ein Paar kennen: Jack ist Schriftsteller, Annie füllt ihre Tage mit Putzen und sich mit Drogen. Sie sind einander in Liebe verbunden – und durch ein Geheimnis, dessen Aufdeckung diese Liebe zu zerstören droht. Am Ende siegt die Liebe, dennoch wird jemand von der Bühne getragen.
„Speed“ heißt im Original „Red Canary“ und stammt von dem Schriftsteller und Filmregisseur Zach Helm, bekannt vor allem durch durch sein Drehbuch für „Stranger Than Fiction“. Die Josefstadt zeigt die deutschsprachige Erstaufführung.
Der Text ist brillant. Es geht um Sucht, die Lächerlichkeit des Kunstbetriebs, den Mut zur Wahrheit, Nichtanpassung, und vor allem um die Liebe. Atemlos liest man sich in 45 Minuten durch.
Szenenfotos
Rufzeichen
In der Josefstadt dauert das Stück mehr als zweieinhalb Stunden, und da liegt das Problem. Die an sich großartige Stephanie Mohr inszeniert den Text als schwere Tragödie und nimmt ihm damit Wirkung. Die Inszenierung bremst, raunt – und auch die pausenlos gesetzten musikalischen Rufzeichen des (ebenfalls an sich großartigen) Wolfgang Schlögl wirken aufdringlich.
Sandra Cervik und Raphael von Bargen in den Hauptrollen spielen völlig unterschiedlich (bis an die Schmerzgrenze intensiv sie, subtil er), aber hinreißend.
Zur Pause flieht ein Teil des Publikums vor bösen Wörtern wie „Analverkehr“, am Ende gibt es sehr freundlichen Applaus. Ach ja: Die Suizidszene – wir dürfen nicht verraten, wer sie spielt – ist fast unerträglich gut.
KURIER-Wertung: **** von *****