Kultur

Sopranistin Daniela Fally über "Die Feen"

Gekannt habe sie das Werk vorher gar nicht, sagt Daniela Fally. Damit ist die Sopranistin gewiss nicht allein. "Die Feen", das ist zwar die erste vollendete Oper Richard Wagners, auf den Spielplänen der Opernhäuser aber ist das 1888 uraufgeführte Stück nur selten zu finden. Die Wiener Staatsoper jedoch zeigt seit Samstag "Die Feen", in einer gekürzten Fassung, und für die Kinder im Zelt am Dach. Daniela Fally gibt die Fee Ada, die letztlich mit König Arindal ihr Glück findet.

"Ich finde es sehr schön, dass die Staatsoper im Hinblick auf das Wagner-Jahr 2013 (200. Geburtstag des Komponisten, Anm.) auch einen Wagner für das junge Publikum macht", sagt Fally. Und weiter: "Die Proben waren für uns eine echte Entdeckungsreise, die aber unglaublich viel Spaß gemacht hat."

Überhaupt liebt es die Koloratur-Sopranistin, für Kinder zu singen und zu spielen. Fally: "Kinder sind ein ungemein strenges, aber auch dankbares Publikum. Man kann ihnen nichts vormachen und muss immer voll bei der Sache sein, sonst beginnen sie zu tratschen oder sich zu langweilen. Und das wollen wir doch nicht."

Ambivalent

Und wie hält Fally es mit Wagner? Lachend: "Ich bin da etwas ambivalent. Die Musik ist grandios, aber leider war Wagner auch sein eigener Textdichter. Es gibt daher Werke von ihm, wo mir die hunderttausendste Wiederholung etwas auf die Nerven geht. Außerdem hat er nichts für mein Stimmfach geschrieben. Naja, den Waldvogel in ,Siegfried‘ könnte ich vielleicht singen. Das wäre in Bayreuth toll. Aber nur auf offener Bühne und nicht versteckt hinter den Kulissen."

Verstecken muss sich die vielseitige Künstlerin ohnehin nicht, trudeln doch die Angebote nur so herein. Egal, ob "Fledermaus" in Mörbisch oder "Rosenkavalier" in Dresden mit Dirigent Thielemann – Daniela Fally ist gut im Geschäft. Aber: Wien ist mein Stammhaus, und dafür bin ich dankbar."

Kritik: Das macht nicht nur Kinder froh

Ab der nächsten Saison will Staatsoperndirektor Dominique Meyer das große Haus für die Kinderoper öffnen. Eine sehr gute Idee zweifellos, doch einstweilen geht die Erfolgsgeschichte Kinderoper am Dach des Hauses weiter. Und zwar mit einem Werk, das auch Erwachsenen sehr viel bietet, wie mit Richard Wagners Frühwerk "Die Feen".

Wagners im Alter von 20 Jahren komponiertes, aber erst nach seinem Tod im Jahr 1888 uraufgeführtes Werk ist vor allem eines: Ein Wegweiser in die Zukunft. Sicher: Da gibt es die Anklänge an einen Carl Maria von Weber, an Heinrich Marschner und Kollegen. Da finden sich aber bereits Motive, die später auch im "Lohengrin" oder "Tannhäuser" auftauchen.

Im Zelt am Dach betonen das Marc-Aurel Floros (er ist für die sehr gute musikalische Bearbeitung zuständig) und Daniela Baumann (Textfassung) zusätzlich. Ein Streichquintett, Klarinette, Schlagzeug, Harfe und Klavier – mehr braucht es nicht, um Wagners frühen Jugendkosmos zum Leben zu erwecken. Kathleen Kelly leitet denn auch das Bühnenorchester der Staatsoper mit sicherer Hand, zaubert die Wagner’schen Klangwelten aus dem Hut. Kompliment.

Und die Geschichte rund um die Fee Ada und König Arindal wird von Regisseur Waut Koeken, seiner Bühnenbildnerin Agnes Hasun sowie der Kostümbildnerin Carmen van Nyvelseel für Kinder, aber vor allem für Erwachsene perfekt – heutig umgesetzt. Im Menschenreich herrscht Krieg. Im Feenreich regiert die Liebe, die am Ende naturgemäß siegt.

Und die Besetzung – die Sänger alternieren allerdings – ist wieder einmal top: Daniela Fally ist eine in jeder Hinsicht hinreißende Ada, die in Gergely Nemeti ein idealen Arindal findet. Fabelhaft agieren Sorin Coliban als Feenkönig sowie Caroline Wenborne und Kollegen. Toll.

KURIER-Wertung: ***** von *****