Kultur

So gar nicht jugendfrei und doch so bösartig gut

Darf man sich so weit aus dem Fenster lehnen? Man muss. Denn die Performance "Fest" von Ivo Dimchev ist inzwischen Kult. 2013 war diese extreme Arbeit bereits beim Festival ImPulsTanz zu sehen; auch 2014 sorgt sie im Wiener Akademietheater für Jubel und für Lachsalven.

Dabei ist Dimchevs "Fest" alles andere als jugendfrei – da gibt es einen Blow Job zwischen zwei Männern, da wird mit drei Fingern eine Vagina erkundet, da wird eine Samenspende sehr explizit in die weiblichen Genitalien eingeführt. Nicht unter 18 Jahren also, dafür gnadenlos komisch, bitterböse kritisch und verstörend gewalttätig.

Denn der bulgarische Radikal-Performer Dimchev ist auf der fast leeren Bühne einfach der Radikal-Performer Dimchev. Inhalt: In Kopenhagen soll Dimchev im Rahmen eines Festivals seine Arbeit "Som Faves" (die gibt es übrigens wirklich) präsentieren. Das ist aber nicht so leicht. Anhand des sexuellen Befingerns der Festival-Leiterin müssen erst die Arbeitsbedingungen erforscht werden. Sex und Geld – das hat ja viel mit einander zu tun.

Der heterosexuelle Bühnenarbeiter wiederum muss per Blow Job (eine ganz groteske Szene) inspiriert werden. Und die Jung-Kritikerin, die den selbst ernannten Pop-Star Dimchev erschlägt, will wenigstens mit der Samenspende eines Zombies (samt Interview) getröstet werden.

Das klingt wild, ist aber eine herrliche Satire auf den Kunstbetrieb, auf Körperlichkeit und auf Eitelkeiten. Ivo Dimchev und seine drei Mit-Performerinnen gehen dabei an ihre Grenzen, überschreiten sie lustvoll. Ein schriller Klassiker.

KURIER-Wertung: