Serafin: Noch einmal war es wunderbar
Von Peter Jarolin
In 20 Jahren kommt doch einiges zusammen. Sternstunden und Zitterpartien, Triumphe und Achtungserfolge. Doch 20 Jahre Harald Serafin in Mörbisch – das sind jetzt schon 20 legendäre Jahre. Eine Zeit, in der Serafin als Intendant die Seefestspiele Mörbisch zum Mekka der Operette und zum absoluten Publikumsmagneten gemacht hat.
Mit der "Königin der Operette" (so Serafin), mit der "Fledermaus" von Johann Strauß, nimmt Mr. Wunderbar nun seinen Hut. Und wer bei der Premiere live vor Ort war, weiß es: Diese Produktion ist vielleicht die beste, sicher aber eine der besten der vergangenen 20 Jahre.
Geschmackvoll
Und das hat mehrere Gründe. Da wäre einmal die kluge, feinsinnige, auch auf Witz bedachte Regie von Helmuth Lohner, der in Amra Bergman-Buchbinders zeitlos-geschmackvollem Bühnenbild Johann Strauß zur höchster Geltung und Wirkung verhilft. Schöne Verwandlungen, eine tadellose Choreografie (Giorgio Madia) und eine gute Dialogregie bilden den würdigen Rahmen für Serafins Abschiedsreigen. Dass Lohner sich als Frosch jede, wirklich jede Pointe holt, ist fast logisch. Lohner ist einfach ein grandioser Schauspieler.
Aber auch stimmlich – Dirigent Manfred Mayrhofer und das Orchester unterstützen die Sänger sehr – bleiben kaum Wünsche offen.
So ist Daniela Fally eine Weltklasse-Adele. Da sitzen alle Spitzentöne perfekt; dank ihrer Bühnenpräsenz erobert sich Fally alle Orlowskys und Eisensteins im Sturm. Der Eisenstein ist bei Herbert Lippert in besten Händen. Lippert singt diese Partie nicht nur ausgezeichnet; er spielt auch gut. Nicht minder exzellent ist Alexandra Reinprecht als Rosalinde. Die Sopranistin hat sich diese Rolle mehr als erobert.
Als Prinz Orlowsky gibt Zoryana Kushpler eine gute Figur ab, Daniel Serafin ist ein sehr präsenter Dr. Falke. Angus Wood, Gernot Heinrich und Daniela Lechner komplettieren das Ensemble. Und Harald Serafin? Er sorgte bei der Premiere trotz zeitweiligen Regens (ORF 2 übertrug live und erreichte bei einem Marktanteil von 25 Prozent an die 422.000 Zuschauer) als Gefängnisdirektor Frank für viele Lacher.
Erst am 25. August fällt der Vorhang. Danke sagen darf man aber heute schon.
KURIER-Wertung: ***** von *****
Fazit: Tolles Finale einer glanzvollen Ära
Werk
"Die Fledermaus" von Johann Strauß wurde 1874 im Theater an der Wien uraufgeführt und gilt als die populärste Operette überhaupt.
Regie
Helmuth Lohner hat alles richtig gemacht und dem Werk vertraut.
Bühnenbild
Zeitlos, geschmackvoll und unaufdringlich wirkungsvoll. Sehr schön auch die Kostüme.
Dirigat
Mehr als souverän.
Gesang
Daniela Fally ist eine Adele der Kategorie Weltklasse. Herbert Lippert gibt einen exzellenten Eisenstein; Alexandra Reinprecht eine ebenso ausgezeichnete Rosalinde. Harald Serafin spielt den Frank voll aus; das übrige Ensemble agiert tadellos.
Frosch
Helmuth Lohner holt sich in dieser Rolle jede Pointe. Er ist einfach ein hinreißender Schauspieler.
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