Kultur

Salzburger "La Bohème" zur TV-Primetime

Nein, das sogenannte Regietheater mag Piotr Beczala eigentlich gar nicht. "Für Handstände werde ich ja nicht bezahlt", betont der polnische Tenor. Aber: "Regisseur Damiano Michieletto hat eine moderne, aber kluge Interpretation der Oper gefunden. Auch wenn ich anfangs skeptisch war – inzwischen glaube ich, dass diese ,Bohème" sehr gut gelungen ist."

Diese "Bohème"von Giacomo Puccini, die heute, Mittwoch, im Großen Festspielhaus Premiere hat und von ORF 2 live-zeitversetzt übertragen wird, ist eine der absoluten Renommier-Produktionen der diesjährigen Salzburger Festspiele. Allein die Besetzung mit Anna Netrebko als Mimi und Beczala als Rodolfo verspricht Großes. "Es ist schön, die Chance zu haben, in Salzburg Geschichte zu schreiben", meint denn auch Beczala. "Es geht nicht nur darum, einfach schön und gut zu singen, sondern auch um die jeweiligen Stimmungen. Liebe, Trauer, Verzweiflung – das muss man spüren."

Die Partie des Rodolfo hat Beczala schon oft gesungen; auf das lyrische Repertoire ist der Künstler spezialisiert. Beczala: "Ich bin, was meine Stimme betrifft, ein Evolutionär und kein Revolutionär. Ich weiß, was ich meiner Stimme zumuten kann und was eher nicht."

Kleine Schritte

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Der Künstler weiter: "In unserem Beruf sollte man kleine Schritte gehen. Wer zu früh alles will, bezahlt oft einen sehr hohen Preis." Somit bleibt Beczala auch in Zukunft dem Rodolfo (im April 2013 auch an der Wiener Staatsoper), dem Faust in der gleichnamigen Gounod-Oper, dem Massenet-Werther oder dem Herzog in Verdis "Rigoletto" treu. Aber: "2014 kommt eine neue Partie. Ich werde erstmals Offenbachs ,Hoffmann" singen, und das an der Wiener Staatsoper."

"Natürlich träume ich wie jeder Tenor von Otello, Kalaf, etc. – aber das hat Zeit." Zeitgenössische Musik interessiert Beczala kaum. Der Grund: "Die meisten modernen Komponisten haben keine Ahnung von Stimmen. Sie schreiben nicht für Sopran, Tenor oder Bariton, sie schreiben bewusst gegen die Sänger an. Und das will ich mir nicht antun."

Hoher Lernfaktor

Dafür lernt der an allen großen Opernhäusern hoch gehandelte lyrische Tenor gern. "Jede Vorstellung bringt mich weiter, zeigt mir, was ich gut mache und was ich noch verbessern kann und muss. Das Publikum und auch die Kritik helfen mir indirekt bei diesem ewigen Lernprozess." Weniger hilfreich sind in Beczalas Augen manche Regisseure. "Wenn da ein Regisseur kommt und acht Wochen Proben verlangt, ist das Blödsinn. In acht Wochen kann man den ganzen ,Ring" inszenieren. So etwas zeigt nur, dass viele Regisseure schlecht oder gar nicht vorbereitet sind und oft von Musik keine Ahnung haben. Doch letztlich wird es immer die Musik sein, die siegt."

www.beczala.com

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