Salzburger Festspiele: Einigung mit Schauspielchefin, Kritik an Hinterhäuser
Von Georg Leyrer
Bei den Salzburger Festspielen gibt es eine Einigung mit der Schauspielchefin Marina Davydova: Man habe sich statt der angekündigten Entlassung "außergerichtlich hinsichtlich der Beendigung der Zusammenarbeit geeinigt", hieß es in einer Aussendung. Über den Inhalt der Einigung wurde demnach Stillschweigen vereinbart.
Knapp vor der Programmpräsentation für das Jahr 2025 überraschte Salzburg-Chef Markus Hinterhäuser mit der Ankündigung, den Vertrag mit der von ihm geholten Davydova vorzeitig auflösen zu wollen. Vorgeworfen wurde ihr, vertragswidrig für ein Berliner Festival gearbeitet zu haben. Davydova wies die Vorwürfe stets zurück und kündigte an, sich juristisch wehren zu wollen.
Das wollen sie und die Festspiele sich nun sparen: Man "gelangte einvernehmlich zu dem Ergebnis, langwierige und aufwändige juristische und gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden", heißt es in der Aussendung. Beide Parteien halten aber an ihrer Sicht der Dinge fest.
Hinterhäuser und die Festspiele bekannten sich jedenfalls zum Schauspielprogramm: "Außer Streit steht die programmatische und künstlerische Leistung von Marina Davydova für die Festspielsaison 2024 und für den Sommer 2025, für die wir uns bedanken und die selbstverständlich vollumfänglich, wie von Marina Davydova konzipiert, umgesetzt wird."
Davydova selbst bekundete in einem kurzen Statement gegenüber der APA, mit der Einigung „gänzlich zufrieden“ zu sein - auch wenn dieser „ein extrem traumatisches Erlebnis“ vorausgegangen sei. „Ich hoffe, dass ich mich eines Tages psychisch erholen und in der Lage sein werde, über diese Erfahrung und die Hintergründe meiner Entlassung zu berichten“, so die entlassene Schauspielchefin.
Kuratorium für Hinterhäuser
Im Zuge dieser Debatte wurde auch Kritik an Hinterhäuser laut. "Das Kuratorium steht geschlossen hinter dem Direktorium der Salzburger Festspiele", hieß es nun in einer Aussendung. Zu der "von externen Personen geäußerten Kritik am Führungsstil" von Hinterhäuser hält das Kuratorium fest, dass es "eine professionelle Arbeit und einen wertschätzenden Umgang für selbstverständlich hält. Ganz grundsätzlich nimmt das Kuratorium jede Form von Kritik ernst. Ungeachtet dessen sind natürlich vor allem in künstlerischen Fragen Auffassungsunterschiede offen im Interesse der Qualität der Produktionen der Salzburger Festspiele anzusprechen."
Zu den Kritikern, die sich zuletzt äußerten, zählt Regisseur Michael Sturminger, dessen für 2024 fixiert gewesene „Jedermann“-Inszenierung kurzfristig und überraschend von Hinterhäuser abgesagt worden war. Er sagte gegenüber dem ORF: Er habe nach dem Abgang der ehemaligen Schauspielchefin Bettina Hering das Gefühl gehabt, „dass man sagen muss: Kevin allein zu Hause. Es gibt kein Regulativ mehr, plötzlich ist da jemand drauf gekommen: 'Mir sagt jetzt keiner mehr Halt'.“
Und der Autor und ehemalige Leiter des Stefan-Zweig-Zentrums Salzburg, Klemens Renoldner, sprach von „Kommunikationsproblemen“ und „Missmanagement“. Laut „Salzburger Nachrichten“ (Freitagausgabe) gab es Donnerstagnachmittag eine „Krisensitzung“ bei Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der im Kuratorium des Festivals sitzt, an der das Direktorium und Kuratoriumsvorsitzender Hans Scharfetter teilgenommen haben. Was dabei besprochen wurde, wurde allerdings nicht bekannt.
Davydova hatte Drei-Jahres-Vertrag
Davydova war erst vor genau zwei Jahren als Schauspielchefin (und Nachfolgerin von Bettina Hering) bestellt worden. Der Vertrag der nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine geflüchteten russischen Theatermacherin begann am 1. Oktober 2023 und wurde für drei Jahre abgeschlossen.
Verstimmungen
Hinterhäuser kannte Davydova von seiner Zeit als Chef der Wiener Festwochen: Sie hatte 2016 das Schauspielprogramm verantwortet. In Salzburg gab es aber schon alsbald gröbere Verstimmungen. Der Unterschied zwischen den beiden: Hinterhäuser kennt das Publikum der Festspiele seit Jahrzehnten, er weiß, was er ihm zumuten darf; Davydova hingegen machte ein zeitgeistiges Festwochen-Programm - ausschließlich mit Koproduktionen.