Kultur

So vollendet klingt Brahms nicht alle Tage

Dass Starpianist Rudolf Buchbinder in seiner eigenen Liga spielt, ist längst eine Tatsache. Und dass Buchbinder in Sachen Interpretation selbst sein härtester Konkurrent ist, darf wohl auch als bekannt angesehen werden. Wie oft hat der Künstler die Klavierkonzerte eines Johannes Brahms bereits interpretiert, wie oft waren da Sternstunden zu erleben!

Phänomenal

Doch was Rudolf Buchbinder, die Wiener Philharmoniker und Dirigent Zubin Mehta am Sonntagvormittag im Musikverein abgeliefert haben, verdient bereits jetzt die Bezeichnung "Meilenstein". Denn da musizierten ein phänomenaler Ausnahmepianist, ein nicht minder überragendes und an allen Pulten unendlich gut klingendes Orchester sowie ein wissender Dirigent perfekt miteinander, da entstand ein Brahms-Bild, das nicht nur Wien zur Ehre gereicht.

Virtuos, fordernd, forsch und doch auch – wenn nötig – ganz zärtlich und stets subtil realisierten Buchbinder, die Wiener und Mehta das zweite Konzert für Klavier und Orchester in B-Dur; herrlich die Dialoge zwischen dem Solisten und den Orchestermusikern. Buchbinder betonte dabei auch bewusst die symphonische Anlage des Werkes; das Klavier gab den Ton an.

Aber, und das war auch nach der Pause beim ersten Klavierkonzert in d-Moll zu hören: Nie wurde hier die Virtuosität zum puren Selbstzweck. Immer stand Johannes Brahms im Mittelpunkt. Und der wiederum ist aus der Perspektive von Buchbinder, Mehta und den Philharmonikern auch ein Revolutionär, einer, der nach Wahrhaftigkeit suchte. Genau das war etwa im wundervollen Adagio zu hören. Pure Heiterkeit und Brillanz prägte dafür das in jeder Hinsicht furiose Finale samt grandioser Kadenz.

Der ORF hat dieses Konzert mitgeschnitten. Wer also keine Karten für das Da-Capo am Dienstag (10. 3.) im Musikverein hat, darf sich auf eine TV-Ausstrahlung freuen und sogar auf eine DVD hoffen. Jubel!

KURIER-Wertung: