Kultur

Wenn ein Gigant den anderen vollendet

Rudolf Buchbinder und Ludvig van Beethoven – das ist seit Jahrzehnten eine künstlerische Liebesbeziehung. Kaum ein Komponist hat den österreichischen Starpianisten so beschäftigt wie Beethoven; immer wieder hat sich Buchbinder mit dessen gigantischen Klavierwerken auseinandergesetzt.

Zur Zeit auch wieder bei den Salzburger Festspielen, wo Rudolf Buchbinder an insgesamt sieben Abenden (vier stehen noch aus!) alle 32 Klaviersonaten interpretiert.

Das hat der Ausnahme-Künstler zwar schon öfter gemacht. Doch Buchbinder wird – wenn das überhaupt noch möglich ist – immer besser und besser.

Kein chronologisches Abspielen, sondern tiefste künstlerische Empfindung prägt Buchbinders klug gewählte Programmierung. Beethoven, der Meister der Motive und der überbordenden Ideen, wird da im Mozarteum etwa bei der Sonate Nr. 3 C-Dur (op. 2/3) in aller Virtuosität hörbar. Berückend schön und feinst austariert die nur scheinbar schlichte Sonate Nr. 19 g-Moll (op. 49/1), wohl unnachahmlich gestaltet der Künstler auch die Sonate Nr. 26 Es-Dur, genannt "Les Adieux".

Eine vollendete Technik, stupende Tempi, atemberaubende Spannung, doch auch sehr viel (berechtigte) Melancholie prägten die Sonate Nr. 7 D-Dur (op. 10/3), ehe Buchbinder bei der Sonate Nr. 28 A-Dur (op. 101) den musikalischen Revolutionär Beethoven in all seinen Facetten grandios präsentierte. Buchbinders Darbietungen und Interpretationen – sie sind schlicht vollendet. Wer es nachhören will, hat in absehbarer Zukunft via ORF und auf DVD die Gelegenheit dazu. Bitte nützen!

KURIER-Wertung: