Kultur

ROMY-Preisträgerin Valerie Pachner: Rollen, die auch abstoßen

Eine ROMY hat sie schon. Bereits 2017 wurde die famose Valerie Pachner für ihre Rolle als Wally Neuzil in „Egon Schiele: Tod und Mädchen“ ausgezeichnet. Heuer ist sie gleich mit zwei Rollen für die ROMY nominiert: Einmal für ihr Spiel als ehrgeizig-verklemmte Unternehmensberaterin Lola in Marie Kreutzers „Der Boden unter den Füßen“, der am Sonntag im Fernsehen zu sehen ist (23.05, ORF 2).


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Und einmal als leidvolle, aber standhafte Bäuerin Fanni Jägerstätter, die sich an der Seite ihres Mannes Franz gegen das Nazi-Regime stellt.


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Das ROMY-Voting wurde bis 7. April verlängert – bis dahin kann man sich noch entscheiden.

„Wenn ich diese beiden Filme vergleiche, dann bin ich mir sicher, dass die Menschen mehr Empathie für Fanni haben werden als für Lola“, sagt Valerie Pachner, 1987 in Wels geboren und derzeit wohnhaft in Berlin, im KURIER-Gespräch: „Ich selbst habe die Fanni letztlich auch besser verstanden.“

„Ein verborgenes Leben“ nannte der legendäre US-Regisseur Terrence Malick seine Verfilmung des „Fall Jägerstätter“, wo er in eindringlichen Bildern von dem Martyrium des österreichischen Kriegsdienstverweigerers und seiner geplagten Familie erzählt. Pachner selbst beeindruckt wieder einmal durch ihr nuanciertes Spiel und ladet ihre zarte, zerbrechlich wirkende Gestalt mit geradezu unwahrscheinlicher Kraft auf: „Fanni hat ein großes Herz und weiß, was sie will“, beschreibt Pachner Fanni Jägerstätter: „Sie ist nicht nur eine devote Ehefrau, die sich ihrem Mann unterordnet, sondern vertritt, wie er, eine Haltung gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Ihre Figur hat mir sehr viel Kraft gegeben. Und obwohl sie so schlimme Sachen erlebt, konnte ich mich beim Dreh an ihre festhalten. Sie war stärker als ich, und das hat mir geholfen.“

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Geholfen hat Pachner ihre hoch akklamierte Rolle auch insofern, als sie unter der Regie von Malick einen großen Auftritt bekam, der Karrieretüren öffnete. Seitdem hat sie einen Agenten in Los Angeles und bekommt internationale Drehbücher angeboten. Im Herbst – sollten die Kinos hoffentlich wieder geöffnet haben – ist sie in der Spionage-Komödie „The King’s Man“ zu sehen.

Anstrengend

Bei aller Liebe und Bewunderung für Fanni Jägerstätter,will Pachner auch keinesfalls die Erfahrung missen, eine Frau wie Lola in „Der Boden unter den Füßen“ gespielt zu haben: „Die Lola, das wusste ich von Anfang an, ist eine Rolle, die nicht jeden bewegen wird – aus dem einfachen Grund, weil sie auch abstößt“, sagt sie und lacht: „Ich will als Schauspielerin aber nicht zurückschrecken, denn es gibt eben auch Frauen, die einen abstoßen. Und ich finde es gut, auch solche Frauen zu spielen. Ich will nicht nur die darstellen, die sowieso geliebt werden.“

Tatsächlich ist Lola in „Der Boden unter den Füßen“ nicht gerade eine Sympathieträgerin: Als ehrgeizige Unternehmensberaterin verfolgt sie eine steile Karriere in Deutschland. Als ihre schizoide Schwester in Wien in die Psychiatrie eingeliefert wird, gerät ihr Leben außer Kontrolle: „Lola war ein anstrengender Zeitgenosse für mich“, erinnert sich Pachner an den Dreh: „Sie ist ausgehöhlt und hat kein großes Selbstwertgefühl. Das ist auf gewisse Art wahnsinnig anstrengend und hat mich viel Kraft gekostet.“

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Interessanterweise wirke sich jede Figur auch auf die Atmosphäre bei den Dreharbeiten aus: „Je nach Rolle hat man eine andere Position. Ich bin natürlich auch die Valerie am Set – aber es ist erstaunlich, wie sehr die Figur, die man spielt, innerhalb des Filmteams mitschwingt und spürbar wird.“

Lachender Zusatz: „Ich hatte das Gefühl, Lola wurde viel weniger Verständnis entgegengebracht als Fanni.“

Streaming

Was den Zug der Zeit zum Streaming hin anbelangt, hält sich die Schauspielerin bedeckt: „Ich hatte ein Angebot für eine Apple-Serie. Die Rolle war super-toll, aber ich hab schließlich abgesagt.“

Warum? Weil sie ein Problem damit habe, sich derzeit für die Länge mehrerer Staffeln zu verpflichten. Natürlich könne sich das auch wieder ändern, sagt Valerie Pachner, aber: „Ich bin gerade sehr freiheitsliebend, und es interessiert mich im Moment mehr, kompaktere Geschichten zu erzählen.“

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