Kultur

Ringo Starr in Wien: Love & peace!

Das Konzert beginnt unter riesigem Jubel. Ringo Starr, bürgerlich Richard Starkey (seine Freunde nennen ihn Richey) schunkelt durch eine entspannt swingende Version des alten Rock ’n’ Roll-Schlagers „Matchbox“. Plötzlich steht vor der Bühne ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, mit riesigen Ohrenschützern, und grüßt Ringo mit dem Peace-Zeichen. Der grinst breit und grüßt mit Zeige- und Mittelfinger zurück.

Und man muss schon hauptberuflicher Zyniker sein oder ein aus Stahlbeton gefertigtes Herz besitzen, um nicht mitzulächeln.

Auch wenn Ringo nur 4200 Besucher in die Wiener Stadthalle lockt (und nicht  wie Kollege McCartney 50.000 ins Stadion), das Gefühl bleibt das gleiche: Dieses unvergleichliche Gefühl, einen echten Beatle direkt vor der Nase zu haben (bzw. in diesem Fall, direkt vor seiner Nase zu sein). Also jemanden, der gemeinsam mit drei Freunden im Auge des Orkans war, in diesen unglaublichen acht Jahren, als die beste Musik der Welt entstand, und rundherum der Irrsinn tobte.

Ringo trägt rotes Zirkusdirektor-Sakko, schwarzes Glitzerhemd und Sonnenbrille, er ist gertenschlank und unglaublich agil. Dass er am 7. Juli 78 wird, ist völlig unglaublich. (Zu seinem Geburtstag wünscht er sich, wie immer, dass Fans in aller Welt das Friedenszeichen machen und laut „love and peace“ rufen. Darauf lässt sich sein Gesamtwerk reduzieren: Peace and love and love and peace. Na und? Gibt es eine bessere Botschaft?)

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Ringo singt alte Hadern aus der Beatles-Zeit: „Boys“, „I Wanna Be Your Man“, „Act Naturally“, „Don’t Pass Me By“, natürlich auch „Yellow Submarine“ und „With A Little Help From My Friends“, dazu Solo-Hits wie „Don’t Come Easy“ und „Photograph“.

Weil seine Band aber nicht ohne Grund „All Starr Band“ heißt, hat er immer bekannte Rockmusiker dabei, die ihre eigenen Hits spielen.

Diesmal sind das Steve Lukather von Toto („Rosanna“, „Hold The Line“), Gregg Rolie von der klassischen Santana-Besetzung („Black Magic Woman“, „Oye Como Va“, „Evil Ways“), Graham Gouldman von 10cc („I’m Not In Love“, „Dreadlock Holiday“) und Colin Hay von Men At Work („Down Under“,  „Who  Can It Be Now“).

Das ist durchaus unterhaltsam, die sportiven Gitarrensoli von Lukather sind Geschmackssache, klingen aber durchaus inspiriert.

Um es ganz klar zu sagen: Das ist, wenn man sich darauf einlässt, ein wundervolles Konzert. Es macht froh und ein bisschen glücklich und das Herz leicht. Und das ist viel wert, heute. Danke Richey, Sie sind ein Freund. Love & peace!

Fünf Sterne für einen Starr. Was denn sonst.