"Phileas" wird Österreichs Exportbüro für Gegenwartskunst
Von Michael Huber
Aufmerksamen Besucherinnen und Besuchern der Kunstbiennnale Venedig ist vielleicht das Logo geläufig, das bei den vergangenen Ausgaben der Kunstschau am Eingang des Österreich-Pavillons - und des öfteren auch an jenem der großen Hauptausstellung - prangte. Auch bei Dankesreden von Museumsdirektoren ist der Name "Phileas" immer wieder zu hören.
Dahinter verbirgt sich eine Initiative, die der Kurator Jasper Sharp - dessen Netzwerk das Kunsthistorische Museum Ausstellungshighlights von Mark Rotho oder Lucian Freud zu verdanken hatte - 2014 zunächst als privaten Förderverein gegründet hatte. In der Folge gab es zahlreiche Kooperationen mit öffentlichen Einrichtungen zur Platzierung österreichischer Künstlerinnen und Künstler auf internationalen Biennalen.
Anlaufstelle für internationale Kuratoren
Nun erklimmt "Phileas" eine neue Stufe der Institutionalisierung und wird gewissermaßen zu Österreichs offiziellem Exportbüro für bildende Kunst der Gegenwart: Wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bekanntgab, stockt der Bund seine Förderung für den Verein von bislang 200.000 jährlich auf 700.000 Euro auf. Die Mittel sollen insbesondere das Personal und den neuen Standort der Einrichtung am Opernring 17 finanzieren: Neben Büroräumlichkeiten sind in dem ehemaligen Geschäftslokal auch Ausstellungen und Veranstaltungen geplant, es gibt zudem eine Bibliothek und diverse Ressourcen, mit denen sich Kuratorinnen und Kuratoren einen Überblick über die Arbeit in Österreich lebender Künstlerinnen und Künstler verschaffen können.
Phileas gehe seit jeher "proaktiv" auf Entscheidungsträger von Biennalen und anderen Großveranstaltungen zu, erklärte Sharp bei seiner Präsentation - der Verein organisiert Reisen, Atelierbesuche und geführte Touren, um internationales Fachpublikum mit Österreichs Szene vertraut zu machen. Wenn dann eine Künstlerin oder ein Künstler für eine solche Veranstaltung ausgewählt wird, finanziert Phileas die Produktion von Werken mit. Auf diese Weise, so Sharp, sei die Teilnahme heimischer Kunstschaffender bei internationalen Biennalen seit 2015 verdreifacht worden.
In der neuen Struktur wird Phileas von einem "Advisory Board" beraten, dem u. a. der Künstler Hans Schabus, der Museumsdirektor Max Hollein und die Galeristin Simone Subal angehören. Kulturstaatssekretärin Mayer sagte, sie erwarte sich "nachhaltige Effekte fürs Ökosystem der Kunst" und verglich die Einrichtung mit Export-Initiativen in anderen Bereichen, etwa "Austrian Music Export" oder "Film in Austria".
Privat und Staat
Abseits der öffentlichen Förderung kommen weitere 700.000 Euro aus privaten Quellen (Spenden an den Verein, der seine Mitglieder auf Einladungsbasis rekrutiert, sind steuerlich absetzbar). Die Förderstruktur des Bundes, aus der Künstlerinnen und Künstler etwa Zuschüsse für bestimmte Projekte lukrieren können, bleibe weiterhin bestehen, so Mayer. Bestimmte Aktivitäten - etwa Programme für die Mitglieder selbst oder aber der Ankauf von Kunstwerken, die dann als Schenkungen an Museen gehen - fördere der Bund nicht.
Neben dem Pavillon der Venedig-Biennale, der Phileas als größten Sponsor außerhalb des "regulären" Budgets verzeichnet, hat der Verein etliche internationale Projekte laufen. So werden Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl, die Pavillon-Vertreter von 2022, im Herbst das renommierte "Palais de Tokyo" in Paris bespielen - just zu jener Zeit, in der auch die Messe "Paris+" die globale Kunstelite nach Frankreich holt. In der Wien-Dependance ist ab 21. März eine Ausstellung des teilweise in Wien lebenden irischen Videokünstlers John Gerrard zu sehen.