Peter Weibel verkauft Teile seines Vorlasses und kehrt zurück
Von Thomas Trenkler
Der österreichische Medienkünstler, Theoretiker, Kurator, Schnellstredner und Museumschef Peter Weibel verlässt Ende März, wenige Wochen nach seinem 79. Geburtstag, das Medienkunstzentrum ZKM in Karlsruhe, das er knapp ein Vierteljahrhundert geleitet hat, und übersiedelt wieder ganz nach Wien.
Dort plant er für seine 120.000 Bücher eine bewohnbare Bibliothek. „In Wien will ich zwei Container-Türme für meine Bücher bauen“, sagt Weibel. Der Clou ist ein Aufzug in der Mitte. Dieser soll nicht zu einer Wohnung führen, sondern diese ersetzen. „Der Aufzug ist die Wohnung. Ich werde also in einem großen Lastenaufzug arbeiten, schreiben und schlafen“, freut sich Weibel. Im Erdgeschoss soll es ein Bad geben. Eine Küche brauche er nicht - zum Essen gehe er ins Restaurant.
Weibel, geboren in Odessa und aufgewachsen in Oberösterreich, kehrt aber nicht mit allen Habseligkeiten zurück: Die Stadt Karlsruhe und das Land Baden-Württemberg haben von ihm Kunstwerke und Archivalien für das ZKM angekauft. Die Auswahl umfasst den Zeitraum von 1968 bis 1993 und deckt entscheidende Phasen im Schaffen von Weibel ab: von den Performances und elektronischen Experimenten der 1960er-Jahre über Videoinstallationen der frühen 1970er-Jahre bis hin zu computerbasierten Installationen Anfang der 1990er-Jahre. Das Archiv besteht aus Fotografien, Zeichnungen, Manuskripten und Skizzen der 1960er und 1970er-Jahre sowie aus etwa 300 Videos, Filmen und Tonaufzeichnungen aus den 1960er-Jahren bis zur Gegenwart. Die Gesamtsumme des Ankaufs liegt bei 675 000 Euro, darunter ist eine Schenkung von Weibel in Höhe von 275 000 Euro.
„Mit dem Ankauf gewinnt das ZKM ein Kaleidoskop von sechs Jahrzehnten Medienkunst mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum künstlerischer Formate“, sagte Staatssekretär Arne Braun, stellvertretender Vorsitzender des ZKM-Stiftungsrats. Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) meinte: „Viele Arbeiten stehen für Meilensteine in der Medienkunstgeschichte.“