ORF-Top-Jobs: Wie bestellt und abgeholt
Von Christoph Silber
Dem ORF-internen Prozedere ist Genüge getan. Nach den Betriebsräten am Dienstag empfing ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Mittwochnachmittag die Redakteursvertreter zum Gespräch. Eine reine Pflichtübung. Das Ergebnis stand ja schon vor der Ausschreibung fest: Wrabetz besetzt die neuen Channel-Manager und die Sender-Chefredakteure wie von der türkis-blauen Koalition gewünscht und von den Journalisten bekämpft. Mit der offiziellen Kür ist ehest zu rechnen, auch, um die Diskussionen darum nicht noch länger andauern zu lassen.
Und so schaut die von Wrabetz lang angekündigte Führungsebene aus: Lisa Totzauer, derzeit Infochefin von ORFeins, verantwortet künftig den ganzen Kanal. Chefredakteur wird Wolfgang Geier, zuletzt stv. Leiter der Innenpolitik in der „Zeit im Bild“. Alexander Hofer („Guten Morgen Österreich“, „Seitenblicke“) übernimmt die ORF2-Leitung. Innenpolitik-Redakteur Matthias Schrom beerbt als ORF2-Chefredakteur Fritz Dittlbacher. Schrom, der einzige, der sich gegen die Zuschreibung, einen Job auf Wunsch der FPÖ zu bekommen, nicht offensiv wehrt, hat zudem bei „Dispositionsfragen“ zwischen den Sendern das Sagen.
System
Auch wenn keiner der Genannten als Partei-Büttel gilt – sie wissen, warum sie nun in den Positionen gelandet sind, selbst, wenn etwa Totzauer sogar von den Redakteuren unterstützt wurde. Mit Wertschätzung für die Arbeit hat es kaum zu tun.
Die neue Machtverteilung im ORF-Fernsehen wird sich nun erst herauskristallisieren – was von einem Hauen und Stechen bis in die oberste ORF-Ebene begleitet sein und viele am Küniglberg beschäftigen wird. Es wird auch ums knapper werdende Geld gehen. Denn die neue Struktur ist ebenso wenig budgetiert wie sich daraus ergebende etwaige Programmvorhaben.
Wrabetz ficht das nicht an. Der 58-Jährige ist mehr Realpolitiker als Manager und deshalb der längstamtierende ORF-Chef – 2006 von Blau, Rot, Grün gegen den Willen von ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel gekürt und zwei Mal wiedergewählt. Zuletzt, 2016, übernahm Wrabetz auch den Info-Direktor und nun, als Chef der Channel-Manager, ist er zudem Teilzeit-Programm-Direktor. So viel Macht hatte noch keiner. „Ein unglaublich gescheiter Generaldirektor“, streute ihm eben der umstrittene ORF-Stiftungsratsvorsitzende und FPÖ-Mann Norbert Steger Rosen. Es scheint, auch unter Türkis-Blau muss keinem um Wrabetz bang sein – um den ORF deshalb aber umso mehr.