Kultur

Opa Keith erzählt seine Geschichte vom "Dinka-plink"

So einen Opa hätte man auch gerne. Einen mit Totenkopfring. Einen, der den Blues hat. Und den Rock ’n’ Roll. Und der – sorry, Mick – unumstritten immer noch der coolste Hund der Welt ist.

Man kann es sich ja kaum vorstellen: Keith Richards , Rhythmus- und Lead-Gitarrist der berühmtesten lebenden Band der Welt, der Rolling Stones, wird demnächst 71 und ist jetzt zum fünften Mal Opa geworden. Manche Leute lehnen altersbedingte Rührseligkeiten massiv ab und behaupten, sie seien zornig wie eh und je. Nicht Keith Richards. Er kann auch mit Totenkopfring am Finger über die besonderen Beziehungen zwischen Großeltern und Enkelkindern nachdenken – und sogar ein Buch darüber schreiben.

Alle Inhalte anzeigen
"Gus & ich" handelt von den "magischen Momenten" zwischen Opa und Enkerl, erklärt der ehemals wilde Hund – der übrigens vor einigen Jahren behauptete, er und Mick Jagger hätten die Storys über ihr "wildes Leben" zwecks eigener Legendenbildung hin und wieder übertrieben dargestellt.

Selbst wenn das mit "Sex" und "Drugs" jetzt plötzlich doch nur halb so wild gewesen sein soll: Den Rock ’n’ Roll kann Keith Richards nicht verleugnen. Woher der ehemalige Sängerknabe den hat, erzählt er in diesem Buch. Er schreibt über seinen Großvater Theodore Augustus Dupree, genannt Gus, der in den 1930er-Jahren eine Tanzkapelle hatte und seinem Enkel die Welt im Allgemeinen und die der Musik im Besonderen erklärte. Der ihm jenes "Dinka-plink" zeigte, das Keith Richards seit damals hört, wenn er zur Gitarre greift: "Dinka-plink, dinka-plink, dinka-plink-plink."

Fünf Saiten

Dass Keith Richards anders klingt als alle, die sonst noch Gitarre spielen, hat mehrere Gründe. Einer liegt in der Fünf-Saiten-Bespannung seiner Gitarre, die er sich vom Blues abgeschaut hat. Ein anderer liegt bei Opa Gus. Und hier können selbst eingefleischte Fans noch etwas dazulernen: Nämlich, wie es war, als der kleine Keith zum ersten Mal an Opas Hand ein Geschäft für Musikinstrumente betrat, wo Männer rumstanden und Gitarrensaiten testeten – "Dinka-plink, dinka-plink". Für Keith war das "pure Magie" und als er endlich groß genug war, schenkte ihm Opa Gus seine Gitarre und zeigte ihm, wie man das kubanische "Malagueña" spielt. Den Moment, als Gus zu ihm sagte, "ich glaube, jetzt hast du’s raus", den werde er nie vergessen, schreibt Richards. Man glaubt es ihm. Und dass er seither nie ohne Gitarre unterwegs war und sie auch ins Bett mitnahm, auch. Noch heute denkt er, immer wenn er die Bühne betritt oder für seine Enkel ein paar "Dinka-plinks" spielt, an Opa Gus.

Das Buch ist übrigens ein wirkliches Familienunternehmen: Richards’ Tochter Theodora, benannt nach ihrem Urgroßvater, hat die Kinderwelt ihres Vaters in zarten, ungewöhnlichen Zeichnungen und Aquarellen eingefangen.

Bilder: 50 Jahre Rolling Stones