Kultur

Ohrwürmer für Hollywood

Genau beziffern mag er es nicht. Aber mit "Axel F.", dem Thema zum Film "Beverly Hills Cop", verdient Harold Faltermeyer nach wie vor "genug, dass man gut davon leben kann". 1984 hat er die Musik zu dem ersten Streifen der Serie, in der Eddie Murphy den großgoscherten Cop Axel Foley spielt, geschrieben. Und damit den 80ern eine Klang-Ikone gegeben, die auch 2013 immer noch Sport-Events oder TV-Dokus begleitet.

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Mit einem Teil der Einnahmen hat sich der 60-Jährige jetzt einen lang gehegten Wunsch erfüllt und mit Ulla Ihm eine deutsche Songwriterin produziert, mit der er „das Experiment wagen konnte, die ausdrucksstarke aber nicht melodische Deutsche Sprache mit Jazz-Soul- und Funk zu verbinden“.

Gesamtpaket

„Ich habe Ulla bei einem Konzert in der Münchner Lach + Schießgesellschaft gesehen“, erklärt er im KURIER-Interview. „ Sie war eine fantastische Pianistin, hatte Charisma, sang hervorragend und liebte wie ich Earth Wind & Fire und alten Soul. Sie hatte, was ich suchte.“

13 Songs haben die beiden zusammen für das eben erschienene selbstbetitelte Debüt-Album aufgenommen. Aber obwohl er auf der CD Klavier gespielt und zwei Songs mitkomponiert hat, wird Faltermeyer nicht mit Ihm auf Tournee gehen.

Nur zu Axel-F.-Zeiten, sagt er, sei er kurz im Rampenlicht gewesen, ansonsten aber hochzufrieden damit, in Los Angeles der anerkannte Filmkomponist zu sein, während sich Dieter Bohlen in Deutschland als der Super-Produzent aufspielte.

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Faltermeyer, der an der Münchner Musikhochschule studiert hat, kann sich noch genau erinnern, wie seine Hollywood-Karriere ins Rollen kam. Denn es war mit dem „Axel F.“-Thema – und nervenaufreibend. „Damals hat man Komödien noch nicht mit elektronischer Musik unterlegt, sondern nur mit Orchester“, erzählt er. „Deshalb haben meine Vorschläge mit Synthesizern und Klavier für Irritation beim Studio gesorgt. Ich hatte zwei Themen abgeliefert und keines war der große Brüller. Dann habe ich ihnen im Studio den dritten Vorschlag vorgespielt. Den fand wieder keiner gut. Da habe ich sie rausgeschmissen und innerhalb von zwei Stunden mit dem Rücken zur Wand das Axel-F.-Thema geschrieben.“

Sauberer Eindruck

Ähnlich ging es ihm beim Soundtrack für „Top Gun“: „Ich war mit Tom Cruise und dem Produzenten Jerry Bruckheimer beim Dinner und sagte, dass ich schon eine Idee dafür habe. Hatte ich auch, aber nur acht Takte. Daraufhin haben sie um Mitternacht ein Studio gebucht und wollten sich das nach dem Essen anhören. Da habe ich dann Blut und Wasser geschwitzt, die acht Takte vor- und zurückgespielt und noch etwas dazu improvisiert und dachte, na die müssen einen sauberen Eindruck von mir haben. Aber Bruckheimer sagte ,I think it’s great‘.“

In der Folge produzierte Faltermeyer mit den „herzigen“ Pet Shop Boys das „Behaviour“-Album, ein Duett mit Barbra Streisand und Donna Summer und die Titel-Melodie von „Wetten, dass ..?.“ mit der Pepe Lienhard Band. Die Aufregung um die Sendung, die vor Kurzem durch die US-Medien ging, kann er nicht verstehen: „Da sind die Amis neidig, dass ihnen das nicht selbst eingefallen ist. Es ist doch eine geniale Idee, sich über die Wetten das Drehbuch von den Zuschauern schreiben zu lassen.“

Halbgott

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Auch mit Österreichern hat Faltermeyer oft und gerne gearbeitet, hat fürFalcoRemixe gemacht und mit Rainhard Fendrich unter anderem 2002 das Musical „Wake Up“, das im September 2002 im Raimundtheater Uraufführung hatte. Dass das als Flop gilt, kann er nicht nachvollziehen: „Wir sind nicht an die Größe von ,Elisabeth‘ rangekommen, aber wir hatten über 200 Vorstellungen.“ Er denkt sogar daran, es für den amerikanischen Markt zu überarbeiten.

Andererseits hat er genug andere Aufträge, macht immer noch ein oder zwei Soundtracks für Filme oder Computer-Spiele pro Jahr. Und vor Kurzem hat mit dem DJ Squeak E. Clean und Derrick Green von Sepultura das Projekt „Maximum Hedrum“ gestartet.

„Dafür haben wir meine uralten Synthesizer in mein L.A.-Studio geholt. Denn für die junge DJ-Generation bin ich damit so etwas wie ein Halbgott. Die kennen die nur aus dem Internet und sind ganz begeistert, dass ich die besitze – und auch noch damit umgehen kann.“

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Weil Ulla Ihm auch eine Vorliebe für Funk, alten Soul und die Platten von Earth, Wind & Fire hatte, nahm Harold Faltermeyer sie unter seine Fittiche. Ihm lernte die Tochter eines Musiker als Kind Klavier und Klarinette. Das Pädagogik-Studium schmiss sie hin, erforschte die New Yorker Musikszene, studierte in Hamburg Jazz und war danach Backing-Sängerin von Ina Müller.