Österreichischer Filmpreis 2023: "Corsage" führt Nominiertenfeld an
Eine Kaiserin regiert das Nominiertenfeld beim 13. Österreichischen Filmpreis: Marie Kreutzers Sisi-Drama "Corsage" brachte es auf insgesamt acht Nominierungen, darunter für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch. Dahinter folgt mit sieben Gewinnchancen David Wagners im Bundesheerumfeld spielende Liebesgeschichte "Eismayer", wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde. Die große Preisgala findet am 15. Juni im Globe Wien statt.
Zuletzt war "Corsage" aufgrund der Causa Teichtmeister in den Schlagzeilen und musste auch seine Hoffnungen auf einen Auslandsoscar begraben. Nun könnte es für das Historiendrama, in dem die als beste Hauptdarstellerin nominierte Vicky Krieps Kaiserin Elisabeth als Frau porträtiert, die mit ihrem Alter zu kämpfen hat, aber wieder einen Preisregen geben. Chancen dazu bestehen etwa in den Sparten Kamera, Schnitt, Kostümbild und Maske. Den Regiepreis macht sich Kreutzer mit Adrian Goiginger ("Der Fuchs") sowie Tizza Covi und Rainer Frimmel ("Vera") aus. Sie matchen sich auch um die Königstrophäe für den besten Film, wobei hier "Eismayer" ein Wörtchen mitzureden hat.
Wagners Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht und zuletzt etwa beim Max Ophüls Preis reüssieren konnte, ist "Corsage" in Sachen Nominierungen dicht auf den Fersen: Der Filmemacher selbst ist etwa in der Drehbuchkategorie genannt, zudem wurde sein Team in den Sparten Schnitt, Musik und Tongestaltung bedacht. Luka Dimić ist als bester Nebendarsteller nominiert, und Gerhard Liebmann kann sich Hoffnungen auf seine zweite Hauptdarsteller-Prämierung nach "Blutgletscher" machen. Hier sieht er sich der Konkurrenz von Simon Morzé ("Der Fuchs") und Michael Thomas ("Rimini") gegenüber.
Bei den Frauen sind neben Krieps, der "Corsage" bereits einen Europäischen Filmpreis einbrachte, auch Pia Hierzegger ("Family Dinner") und Julia Franz Richter ("Rubikon") nominiert. Die Nebendarstellerinnenriege setzt sich wiederum aus Adriane Gradziel ("Der Fuchs"), Gerti Drassl ("Märzengrund") und Michou Friesz ("Taktik") zusammen, ihre männlichen Kollegen sind neben Dimić noch Simon Schwarz ("Der Onkel/The Hawk") sowie Harald Windisch, der mit "Märzengrund" und "Sterne unter der Stadt" gleich doppelt nominiert ist. Bei den Dokumentarfilmen reicht die Bandbreite vom Blick hinter die Kulissen einer Wintersportkaderschmiede ("Stams" von Bernhard Braunstein) über Porträts großer Frauen ("Alice Schwarzer" von Sabine Derflinger und "Elfriede Jelinek" von Claudia Müller) bis zu Ruth Beckermanns "Mutzenbacher", bei dem die Regisseurin mit 75 Männern über deren Sexualität gesprochen hat.
Wer sich schlussendlich in den insgesamt 16 Kategorien durchsetzen wird, darüber entscheiden die rund 600 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films. Die Preisgala findet heuer in Wien statt, wobei die Akademie erst kürzlich ihre Kooperation mit Grafenegg aufgrund der FPÖ-Regierungsbeteiligung in Niederösterreich für beendet erklärt hat. "Die Prinzipien und die Haltungen der Akademie sind nicht vereinbar mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und antidemokratischem Gedankengut", unterstrich Akademie-Obfrau Mercedes Echerer.
Bisher wurde der Filmpreis alternierend in Grafenegg und Wien vergeben. Mit dem Ende der Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich gehen auch finanzielle Einbußen einher, so Echerer. Die entstandene Lücke werde einerseits aus der Branche gefüllt, aber auch an Fördergeber und Sponsoren trete man heran. Kommendes Jahr stehe jedenfalls das Wiener Rathaus als Veranstaltungsort bereit, erklärte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) unter großem Applaus.
Für die künstlerische Gestaltung des diesjährigen Events zeichnet Regisseurin Catalina Molina verantwortlich, die 2013 bereits selbst einen Filmpreis entgegennehmen durfte. "Das Thema lautet 'Durch die Nacht zum Licht'. Damit will ich nicht nur anstiften, dass wir bis in die Morgenstunden feiern. Ich finde, Kunst hat nicht nur die Aufgabe, Missstände aufzuzeigen, sondern auch Utopien zu kreieren und Visionen zu schaffen." Deshalb solle man "positiv in die Zukunft blicken", selbst in den aktuell so schwierigen Zeiten.
Verena Altenberger und Arash T. Riahi, die gemeinsam die Präsidentschaft der Akademie innehaben, strichen die diversen Erfolge des österreichischen Films im vergangenen Jahr hervor. "All das könnte uns schon wahnsinnig stolz machen, aber eine Sache noch mehr: der Umgang mit Krisen", betonte Altenberger. "Die Akademie hat sich nie irgendeiner Form von Verkürzung, Populismus oder vorschnellem Handeln hingegeben." Hier würden unterschiedliche Leute "gemeinsam um eine Haltung ringen, die sie dann vereint nach außen tragen". Das zähle "noch viel mehr".
(S E R V I C E - www.oesterreichische-filmakademie.at/filmpreis)