Neues Album von Viech: „Niemand wird sich erinnern, dass wir hier waren“
Von Marco Weise
Paul Plut ist kürzlich Vater geworden. Diese neue Rolle und Verantwortung in seinem Leben ist natürlich nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Und so legt der Sänger und Gitarrist, der seit Jahren mehrere Bandprojekte gleichzeitig betreibt und neuerdings auch Musik fürs Theater komponiert, mit seiner Stammband Viech ein neues und lebensbejahendes Album vor.
„Niemand wird sich erinnern, dass wir hier waren“ lautet der Titel des ab Freitag erhältlichen Tonträgers des Trios, das von Christoph Lederhilger (Schlagzeug/Gesang) und Martina Stranger (Bass/Gesang) komplettiert wird. Es ist ein Abziehbild jener Lebensphase, in der sich die Wahl-Wiener gerade befinden: Den 30. Geburtstag hat man erfolgreich hinter sich gelassen, die Haare am Kopf werden weniger und die Falten mehr. Ein Umstand, der auch bei der Musik Spuren hinterlassen hat – man höre dazu die Songs „Die Party ist vorbei“ und „Sag ja (ich bin ruiniert)“.
„Wir müssen nicht mehr voll draufhauen, die Leute nicht mehr niederschreien“, sagt Plut im KURIER-Interview. „Man denkt plötzlich über Sachen nach, die man davor entweder verdrängt hat oder die einen bislang nicht interessiert haben“, fügt Lederhilger hinzu.
Konnte man die Stimmung auf dem letzten Album „Heute Nacht nach Budapest“ noch mit dem Attribut „dunkel“ zusammenfassen, scheint auf dem neuen Tonträger zunehmend die Sonne.
Die Texte sind direkter und weniger verspielt, als man sie von Viech kennt. „Wir haben uns getraut, ein Liebeslied zu schreiben, das den zur Floskel verkommenen Satz ,Ich lieb dich‘ im Refrain trägt. Eine große Herausforderung, dabei nicht trivial zu werden und in die Kitschfalle zu treten“, sagt Plut.
Schwänzen
Viele Lieder werden aus der Ich-Perspektive erzählt. Es sind Erinnerungen an die Teenagerjahre, die niemals verklärt, auf schön oder poetisch frisiert werden. Nein, früher war nichts besser. Es war einfach nur anders. „Das ging schnell“ ist so ein wunderschöner Rückblick auf den bisherigen Lebensweg, der den gebürtigen Steirer Paul Plut von der Ramsau über Graz nach Wien geführt hat.
„Ich schwänz Turnen mit einem Brief / Von Kerstin in der Hand / Sie sagt, dass sie mich nicht liebt / Und ich rauch so viel ich kann“, singen Plut und Stranger darin zweistimmig ohne Verbitterung.
Das „Vatersein“ steht Viech erstklassig.
Viech live:
29.11. Öblarn (AT), [ku:L]
10.12. Wien (AT), Konzerthaus (Album-Release)
27.01. Berlin (DE), Monarch
28.01. München (DE), Milla
29.01. Stuttgart (DE), ClubCann
30.01. Bern (CH)
31.01. Hard (AT), Kammgarn
01.02. Brixen (IT), Dekadenz