Kultur

An "Chaos im Netz" haben "500 Leute vier Jahre lang gearbeitet"

Am Anfang ist erst einmal gar nichts. Nur eine vage Idee, ein Geplauder über einen alltäglichen Vorfall, der witzig oder erinnerungswürdig war. „Bei einem Animationsfilm fängst du immer bei Null an“, bringt Disney-Produzent Clark Spencer, auf dessen Konto Filme wie „Zoomania“, „Lilo und Stitch“, „Winnie the Poooh“ oder „Meet the Robinsons“ gehen, den kreativen Schöpfungsakt auf den Punkt.

Spencers neuester Streich, an dessen Erfolg niemand zweifelt, ist der zweite Teil des Box-Office-Hits von 2012, „Ralph reicht’s“. In der Fortsetzung (Kinostart in Österreich: 24. Jänner) verschlägt es den liebenswerten Kraftprotz Ralph gemeinsam mit seiner Rennfahrer-Freundin Vannellope von Schweetz mitten ins Internet. Bei ihrem geliebten Automatenspiel Sugar Rush ist das Steuerlenkrad abgebrochen und sie müssen das Ersatzteil so rasch wie möglich besorgen.

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Algorithmus sagt Yesss

Auf eBay finden sie ihn und bieten – ohne das Konzept einer Auktion zu verstehen – dafür die irre Summe von 27.001 Dollar. Geld muss also her: Der Algorithmus Yesss erklärt ihnen, wo sie dieses aufstellen könnten. Doch die beiden sind so unerfahren mit dem Surfen, dass sie in kürzester Zeit das totale Chaos im Internet anrichten. „Das Surfen im Internet ist ein großartiges Thema, weil sich ja alles ganz schnell und permanent ändert“, so Spencer. „Wir sind da mit großer Lust eingetaucht. Wir haben versucht, die ganze Bandbreite des Internets, von viralen Videos bis zu nervigen Pop-ups, von freundlichen Likes bis zu fiesen Kommentaren in einem unterhaltsamen Film einzufangen“.

Eine der amüsantesten Szenen ist jene, in der Vannelope auf alle Prinzessinnen des Disney-Universums trifft: Da gibt es erst einmal Zickenkrieg und Drohgebärden mit einem Stockelschuh aus Glas und einer Wunderlampe. Bis schließlich doch die Harmonie siegt und Vannelope sich mit ihrer Forderung „bequeme T-Shirts für alle Prinzessinnen“ durchsetzt. Spencer: „Phil (Johnston) und Rich (Moore, die beiden Regisseure, Anm.) fanden die Idee, alle Disney-Prinzessinnen auf einem Fleck zu versammeln, einfach großartig. Cinderella, Jasmine, Pocahontas etc., wenn die zusammentreffen, dann hat das auf jeden Fall Krach- und Unterhaltungspotenzial.“

„Animation ist Teamwork und benötigt einen langen Atem“, betont Spencer. „Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung eines Animationsfilms kann man jedenfalls vier, fünf Jahre rechnen. Bei ,Chaos im Netz´ haben rund 500 Leute mehr als vier Jahre lang gearbeitet“.

Das Drehbuch sei nie ganz fertig, es werde ständig während des Drehs adaptiert: „Zwei Autoren sind immer anwesend und schreiben während des Films, weil sich einfach so viele Dinge erst vor Ort ergeben. Es braucht Jahre, bis ein Film wirklich gut ist und ins Kino gebracht werden kann“.

Eines der essenziellsten Dinge sei die richtige Wahl der Stimmen für die Charaktere. „Bei Ralph hatten die Autoren gleich die Stimme John C. Reillys im Ohr“. Doch der zierte sich erst einmal: „John hatte noch nie einen Animationsfilm gedreht und es hat uns ein ganzes Jahre gekostet, ihn davon zu überzeugen, dass er der Richtige für Ralph sei. Er hat sich dann immer wieder mit Phil und Rich getroffen und Vertrauen zu ihnen gefasst. Irgendwann hat er es geliebt, zu unserer Team-Familie dazuzugehören. Es gibt keine Maske und keine Kostüme, kein Warten der Schauspieler. Alles ist entspannt und freundschaftlich, man probiert spontan Dinge aus. Da wächst man natürlich zusammen“.

Disneyliebe

Gefragt, was für ihn als Filmproduzent und Quereinsteiger – Spencer war Wallstreet-Banker, bevor er ins Filmbusiness einstieg – das wichtigste Erfolgskriterium sei, zögert der 55-Jährige Harvard-Absolvent keine Sekunde: „Leidenschaft und Freude an dem, was man tut. Anders kann man nicht arbeiten. Ich liebe die Disney-Filme und ihre Beständigkeit in den Köpfen der Menschen und ich liebe meinen Job. Nein, wirklich, ich könnte kein glücklicherer Mensch sein. Ich darf Teil des Entstehens solch gelungener Filme sein. Was will ich mehr?“