Kultur

My Bloody Valentine veröffentlichen "MBV"

Manche Dinge brauchen ewig. Im Falle der irischen Band My Bloody Valentine waren es 22 Jahre. So lange hat sich der Gitarrist und Mastermind der Band, Kevin Shields, für den Nachfolger des Rock-Klassikers "Loveless" Zeit gelassen. 22 Jahre keine neue Melodie, kein neuer Song. Ein Albtraum – nicht nur für die Fans. Auch Shields wurde damit nicht ganz fertig – es wurden ihm psychische Probleme nachgesagt. Trotzdem betonte er immer wieder gegenüber Medien, dass er an einem neuen Album arbeitete. Und siehe da, nun wurde "MBV" veröffentlicht. Bislang sind die Songs nur in digitaler Form auf ihrer Homepage gegen Bezahlung downloadbar, später wird es das Ganze auch auf CD und Vinyl geben. Anfangs war der Andrang auf das neue Material so groß, dass die Website zeitweise schlapp machte.

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Shoegazing

Auf „MBV“ machen Kevin Shields und seine Band dort weiter, wo sie in den 1990er-Jahren aufgehört haben: flirrend-hallende Gitarren, zähflüssige Moll-Akkorde, die sich irgendwann auf eine Melodie einigen können, treffen auf ein unauffälliges Schlagzeug und die süßlich-verhaltenen Stimmen von Shields und Gitarristin Bilinda Butcher. Es sind Momente des puren Lärms, die für viele auch Momente des puren Glücks bedeuten. Man kann es auch Shoegazing nennen, ein Begriff, den My Bloody Valentine neben Bands wie Velvet Underground, Sonic Youth oder Spacemen 3 wesentlich mitbestimmt haben. Hauptbestandteil dieser Musik sind die Effektgeräte, die den Gitarrensounds mit diversen Flanger-, Distortion-, Delay- und Echo-Verzerrern einen Klaps verpassen. Wer einen Refrain sucht, sucht lange. Klare Song-Schemata und herkömmliche Klangstrukturen sind nicht Bestandteil dieser Musik. Stattdessen werden mächtige Klangwände von zeitloser Güte errichtet. In "She Found Now" entlädt sich ein mächtiges Feedback-Gewitter. Diese schwere, von Trauer und Melancholie getragene Musik steht auch bei der Jugend wieder hoch im Kurs. Heute kommt sie aber immer mehr in elektronischer und pathetischer Form daher und nennt sich Dream Pop. Bands wie M83 und Beach House sind wichtige Vertreter dieser Strömung. Wer sich dieser Musik hingibt, hat einen treuen Partner für einsame Stunden.

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