Kultur

Museum Liaunig: Wo der Trubel ausgesperrt bleibt

Es ist das elfte Bestandsjahr des Museums Liaunig, das sich mit seiner spektakulären Architektur beharrlich im Kärntner Unterland eingegraben hat. Die Welt hat sich verändert, auch was die Sammlerszene in Österreich angeht: Waren kunstbegeisterte und vermögende Menschen hierzulande lange die Bewahrer eines Schatzes, der von Museen nur lückenhaft gesammelt wurde, so haben einige – darunter Karlheinz Essl, Ernst Ploil oder Helmut Zambo – ihre Sammlungen heute mehr oder weniger freiwillig an Institutionen angedockt. Die neuen Privatmuseen entstehen im fernen und nahen Osten, gefüllt mit globaler Glamour-Kunst, die eine Handvoll Galerien hochpreisig anbietet.

Herbert W. Liaunig spielt da nicht mit. Der Industrielle, dessen Sammelleidenschaft sich von zeitgenössischer Kunst über Briefmarken, afrikanische Goldobjekte, Silber und einiges mehr erstreckt, weiß genau, dass er nicht mehr am kunsthistorischen Kanon mitarbeiten, sondern nur seine eigene Geschichte erzählen muss. Daher ist sein Museum zwar imposant, aber auch ein sehr persönlicher Ort. Markttendenzen sowie Hypes um einzelne Künstler bleiben hier ausgesperrt. Die Hauptausstellung der diesjährigen Saison unterstreicht das.

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Über die Zeiten hinweg

„Der Zukunft herzlichst gewidmet“ heißt die Schau. Den gleichen Titel trägt ein am Ende des luftigen zentralen Saals gehängtes Gemälde von Claus Mayrhofer Barrabas – einem jener vielen übersehenen Künstler, die sich in der Liaunig-Sammlung entdecken lassen. Viel zu bedeuten hat der Titel nicht, außer vielleicht, dass es darum geht, Zeitgrenzen zu überspannen: Der sonst in der neuen Landesgalerie NÖ (und ehemals im Essl Museum) beschäftigte Kurator Günther Oberhollenzer hat mit Sammlersohn Peter Liaunig eine radikal subjektive Zusammenschau installiert, die aber gerade in den Räumlichkeiten des Museums stimmig wirkt.

Ein Aquarell von Paul Klee, eine Skulptur und ein Relief von Roland Goeschl verbinden sich da zunächst nur über die Tatsache, dass sie alle Rot und Blau sind – aber ja, warum nicht? Der Gugginger Künstler Oswald Tschirtner und der Südtiroler Bildhauer Walter Moroder treffen sich mit ihren im Profil gegebenen Köpfen, marschieren auf ein Bild von Joan Miró zu, und es funktioniert – weil keine These „illustriert“ werden will und weil die Qualität der Kunst passt. Wer danach trachtet, mindere Werke durch die Nähe zur Prominenz zu adeln, kann mit so einem Konzept auch famos scheitern. Bei Liaunig aber macht die Zusammenschau Freude.

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Zwei Jubilare

Ergänzt wird sie durch eine umfassende Personale mit Gemälden von Wolfgang Hollegha, der in den 1960ern neben Arnulf Rainer zu den zentralen abstrakten Malern im Umfeld der Galerie St. Stephan zählte – und der heuer, ebenso wie Rainer, seinen 90. Geburtstag feiert. Neben einigen älteren Werken unterstreichen Großformate, die Hollegha erst kürzlich in seinem abgelegenen Atelier schuf, die anhaltende Vitalität seiner Malerei.

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Ein weiterer Jubilar ist Peter Baum, langjähriger Direktor der Neuen Galerie Linz (heute Lentos) und ein wichtiger Berater Liaunigs beim Sammlungs- und Museumsaufbau. Der Kunst-Enthusiast, der kürzlich 80 Jahre alt wurde (der KURIER berichtete) war in den 1960ern selbst Künstler und fotografierte zudem Jazzmusiker, Maler und Prominente. Im grafischen Trakt des Museums findet sich eine Auswahl dieser Arbeiten, dazu ein Teil von Baums eigener Sammlung von Werken ihm nahestehender Künstler, mit denen er auch ausgiebig korrespondierte, u.a. Nitsch, Attersee, Hubert Scheibl und Hans Staudacher. Aber auch viele heute kaum noch bekannte Kunstschaffende erzählen hier von der Vielfalt der Szene vergangener Dekaden.

INFO

Museum Liaunig in Neuhaus/Suha, Kärnten, 28.4. bis 31.10., geöffnet von Mi - So von 10 – 18 Uhr. Kinder haben ab 12 Jahren Zutritt. Es empfiehlt sich, ausreichend Zeit einzuplanen. www.museumliaunig.at