mumok-Sanierung vor Abschluss: "Haus war von Beginn an undicht"
Von Michael Huber
"Wir sind stolz, dass wir in viereinhalb Monaten das ganze mumok saniert haben", sagt Karola Kraus, die Generaldirektorin des Museums moderner Kunst im MuseumsQuartier. Die Museumschefin, die zuletzt (auch im KURIER) für eine relativ lange ereignislose Zeit in ihrem Haus kritisiert wurde, verweist auf andere Museen, die bei vergleichbaren Arbeiten viel länger schließen müssten: Das (allerdings deutlich größere) Centre Pompidou in Paris etwa wird Ende 2025 den Publikumsbetrieb für voraussichtlich fünf Jahre aussetzen.
Es ging ans Eingemachte
Auch die Kritik, dass die sanierungsbedingte Schließung bereits die zweite in 14 Jahren sei, weiß Kraus zu kontern: Die Umbauten, die 2011 vonstatten gingen - damals wurde das "mumok Kino" und ein neuer Eingangsbereich errichtet - seien eher ästhetischer Natur gewesen, während es diesmal buchstäblich ans Eingemachte ging. Der Dauerbetrieb seit 2001 habe Abnutzungserscheinungen zur Folge gehabt, zudem habe es wiederholt Wassereintritte durch das Dach und durch das Erdreich gegeben: "Das Haus war von Beginn an undicht".
Es habe zwar nie eine Gefahr für die Kunst in den Ausstellungsräumen oder in dem unterirdisch gelegenen Depot gegeben, erklärte Oliver Kern, Leiter der Abteilung Technik und Betrieb, bei einer Medienführung durch die Technikanlagen des Museums am Dienstag. Um Temperatur und Feuchtigkeit konstant zu halten, sei aber ein Energieaufwand nötig gewesen, der langfristig nicht zu rechtfertigen gewesen wäre.
Das umfassende "Update" der Klimatechnik solle dies nun beheben - und das Haus insgesamt sparsamer und klimafitter machen. Die Sanierung betraf dabei nicht nur die im unterirdischen Technikbunker des mumok versteckte Anlage - die im Übrigen das gesamte MuseumsQuartier mit Fernkälte versorgt - sondern auch die Aufteilung der Luftströme innerhalb des Hauses. Wurden früher alle der neun Ebenen einheitlich klimatisiert, so sei es nun möglich, jede individuell zu regeln, erklärt Kern.
Klimazonen
Die Neuerung kommt einer breiteren Debatte innerhalb der Museumswelt entgegen: Weil ein historisches Gemälde andere Bedingungen verlangt als ein Video oder eine Steinskulptur, geht der Trend dahin, die Grenzwerte für Temperatur, Feuchtigkeit etc., innerhalb derer Kunstwerke ausgestellt und transportiert werden, etwas breiter zu fassen, um Energie zu sparen. Oft müssten aber Leihgeber erst das Bewusstsein geschaffen werden, dass ihre Werke auch innerhalb dieser punktuell gelockerten Bedingungen sicher sind, so Kern: "Der Impuls zum Umdenken geht hier meist von den Museen aus."
Austausch
Um wieviel genau der Energieverbrauch des mumok nun reduziert werden soll, wollte der Technikchef des Hauses noch nicht im Detail beantworten - es sei noch einiges an Abstimmung nötig. Er gehe aber davon aus, dass sich die Investition in die Sanierung "in unter fünf Jahren" rechnen werde. Auch hier ist die Angabe allerdings unscharf: Insgesamt wurden sechs Millionen Euro in die Sanierung gesteckt, der Betrag inkludiert aber auch die Anschaffung neuer Brandschutztüren, die Sanierung der WC-Anlagen und die Ertüchtigung von Böden und Türen.
Insgesamt wurden 5.000 Quadratmeter Boden abgeschliffen und die Wände neu gestaltet. „Das ist wie beim Auto: Irgendwann hat man genug gewartet, dann wird es Zeit für einen Austausch“, so Kern. Letztendlich sei die aufwändige Sanierung aber ein undankbarer Job: Für das Publikum, das ab 6. 6. mit der Ausstellung "Avantgarde & Liberation" im Museum begrüßt werden kann, werde nämlich so gut wie nichts davon sichtbar sein.