Kultur

Michel Piccoli gestorben: Giftmischer und Papst

Von Brigitte Bardot wurde er für einen Hollywood-Produzenten verlassen, mit Romy Schneider verstand er sich ohne Worte: Michel Piccoli, eine Säule der französischen Schauspielkunst, ist tot.

Geboren wurde Piccoli 1925 in Paris, seine Eltern waren beide Musiker. Dass er Schauspieler werden wollte, stand wohl bald fest, weil er bereits als Schüler seine ersten Auftritte absolvierte.

In den letzten acht Dekaden spielte Michel Piccoli in über 220 Filmen, aber erst sein 18. Film machte ihn zum internationalen Star: An der Seite der damals immens populären Brigitte Bardot war Piccoli in Jean-Luc Godards Meisterwerk „Die Verachtung“ (1963) in seiner ersten Hauptrolle zu sehen. Als ehrgeiziger Drehbuchautor buckelt er vor einem US-Produzenten und übersieht dabei, dass seine Ehe zerbricht.

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Piccoli wusste genau, welche Art von Kino er machen wollte: Er lud den spanischen Regisseur Luis Buñuel zu einer Theateraufführung ein und wurde von diesem prompt – gleich mehrfach – engagiert. Piccoli spielte unter anderem in Buñuels Klassiker „Tagebuch einer Kammerzofe“ (1964), als Kuppler von Catherine Deneuve, die in „Belle de Jour – Schöne des Tages“ (1967) nebenbei als Prostituierte arbeitet, und in Buñuels Spottlied auf die High Society: „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (1972).

Romy Schneider

Ganz besonders gerne stand Michel Piccoli mit Romy Schneider vor der Kamera. Mit ihr drehte er sechs Filme – darunter ihren letzten, „Die Spaziergängerin von Sanssouci“, in ihrem Todesjahr 1982.

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Ein bevorzugter Regisseur der beiden war Claude Sautet: In dessen internationalem Durchbruchsfilm „Die Dinge des Lebens“ (1970) hatten sie wohl ihren berührendsten Auftritt. Piccoli spielt einen Architekten, der sich zwischen seiner Frau und seiner Geliebten (Schneider) entscheiden muss und einen schweren Autounfall erleidet. Zu den melancholischen Klängen der Melodien von Philippe Sarde überschlägt sich das Auto des Mannes, der in seinen letzten Lebensminuten noch einmal sein ganzes Leben vorüberziehen sieht.

Besonders in den 1970er-Jahren übernahm der Schauspieler, dessen Sympathien der politischen Linken galten, gerne provokante Rollen: In Schockern wie „Das große Fressen“(1973) mampfte er sich in Gesellschaft von Marcello Mastroianni zu Tode; in „Trio Infernal“ (1974) – wieder mit Romy Schneider – spielte er einen Biedermann, hinter dessen bürgerlicher Fassade die Gier tobt.

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Piccoli, dessen Vater Italiener war, hatte vielleicht nicht den verführerischen Schmelz eines Marcello Mastroiannis; doch seine spröde Virilität, gepaart mit einem Mix aus Intellektualität und Geheimnis, machten ihn zu einem der attraktivsten Männer der französischen Filmgeschichte. Zudem liebte er doppelbödige Figuren, deren Obsessionen und kriminelle Energien unter der Oberfläche brodeln – man denke an seine Rolle als Giftmischer in Chabrols „Blutige Hochzeit“ (1973).

Seine letzte große Rolle übernahm er in Nanni Morettis „Habemus Papam – Ein Papst büxt aus“ (2011) und spielte darin hinreißend einen von Zweifeln geplagten Pontifex, der sich aus dem Vatikan verdrückt.

Privat war Piccoli diskret. Er war dreimal verheiratet, darunter mit der französischen Sängerin Juliette Gréco.

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