Kultur/Medien

"ZiB"-Anchor Johannes Marlovits: "So wie man ist, ist man halt“

Seit Mitte Jänner ist Johannes Marlovits Anchor der „ZiB 1“ und bildet gemeinsam mit Susanne Höggerl – neben Tarek Leitner und Nadja Bernhard – eines der beiden Moderationspaare. Das nächste Mal im Einsatz sind Marlovits und Höggerl heute Abend (19.30 Uhr, ORF2).

KURIER: Können Sie noch einkaufen gehen, ohne erkannt zu werden?

Johannes Marlovits: Auf jeden Fall. Ich glaube, die Bekanntheit wird ein bisschen überschätzt. Vielleicht täusche ich mich auch, aber bis jetzt ist es noch so, dass ich mich frei bewegen kann, ohne dass ich überrannt werde. Ein Tarek Leitner oder ein Armin Wolf, die schon ewig moderieren, sind sicher um einiges bekannter und werden auch erkannt.

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Denken Sie manchmal daran, dass Ihnen mehr als eine Million Menschen zuschauen?

Nein, ich glaube, das sollte man auch nicht. Das habe ich schon am Anfang meiner Karriere gelernt, als ich auf Ö3 moderiert habe, wo ja auch eine Million Zuhörer dabei sind. Man geht ins Studio und macht die Sendung für eine Person, die man sich vorstellt.

Und wer ist das bei Ihnen?

Meine Großmutter, ich weiß nicht, warum, aber es ist halt so (schmunzelt). Ich hab’ sie sehr gern gehabt und fühle mich da wohl.

Sie haben Katholische Theologie und Pädagogik studiert. Wollten Sie Religionslehrer werden?

Nein. Ich bin am Land groß geworden, wo Religion eine gewisse Rolle gespielt hat und es hat mich einfach interessiert. Im ersten Abschnitt war die Katholische Theologie sehr spannend, weil sie fast nur aus Philosophie bestanden hat. Im zweiten Abschnitt ist es dann Richtung Dogmatik gegangen und das fand ich schon ein bisschen weit weg von der Welt. Weil ich immer gerne mit Kindern gearbeitet habe, habe ich dann zu Pädagogik gewechselt. Da musste ich mich spezialisieren und ich habe Medienpädagogik genommen. Ich frage mich heute noch, warum, aber es war gut. Und als ich ein Praktikum gebraucht habe, bin ich zum ORF gekommen.

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Wie sieht der Arbeitsalltag eines „ZiB 1“-Moderators aus?

Aufstehen und Informationen sammeln – im Fernsehen, im Radio, im Internet und in Zeitungen. Gegen Mittag geht’s dann los mit Sitzungen, mit Abstimmungen und damit, mit Susanne Höggerl, dem CvD (Chef vom Denst, Anm.) und dem gesamten Team die Sendung zu erarbeiten. Die „ZiB“ um 17 Uhr moderieren wir abwechselnd und dann kommt die Intensivphase, in der wir Moderationen für die „ZiB 1“ schreiben, abgleichen, Grafiken vorbereiten und so weiter.

Die „ZiB 1“ ist im Gegensatz zur „ZiB 2“ doch ein wenig starr, es gibt keine Studiointerviews, keinen Schlussgag. Wie kann man sich da einbringen?

Ich finde es gar nicht so starr, es ist halt ein anderes Konzept. Um 19.30 Uhr müssen wir in der „ZiB 1“ die Themen des Tages ablichten. Das passiert in der „ZiB 2“ natürlich auch, aber anders – mit längeren Beiträgen, mit Studiogästen. Wir haben ja auch Live-Schaltungen in der „ZiB 1“ zu unseren Kollegen, also so starr finde ich das jetzt gar nicht. Und einbringen kann man einfach immer nur die Persönlichkeit. So wie man ist, ist man halt (lacht).

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In sozialen Netzwerken sind Sie, anders als manche Ihrer Kollegen, nicht aktiv. Warum?

Ich glaube, dass Social Media ein Bereich ist, der so jung ist, dass ich zumindest noch nicht wirklich einen Umgang damit gefunden habe – und manchmal glaub’ ich, die Gesellschaft auch noch nicht. Was ist eigentlich Social Media, was kann das, was tut das mit uns? Man sieht’s ja an den ganzen Hasspostings. Ich tu’ mir einfach noch schwer, diese sozialen Medien als Ganzes zu begreifen und ich glaube, das muss noch ein bisschen wachsen. Vielleicht steige ich dann irgendwann mal ein. Ich bin noch so ein oldschool Typ, ich treffe mich gerne mit Leuten, rede gerne mit ihnen und sitze ihnen gerne gegenüber und mag es nicht, ständig am Handy herumzudrücken, auch wenn es unverzichtbar für unseren Job ist.

Wie viel Zeit geht eigentlich für die Outfitwahl vor der Sendung drauf?

Gar keine, das wird mir alles hingelegt, das muss ich nur nehmen und anziehen (lacht).

Zur Person:

Johannes Marlovits wurde 1971 im Burgenland geboren. Nach dem Studium der Pädagogik war er u. a. bei Ö3 tätig, ging später als ORF-Korrespondent nach Washington und Berlin. Marlovits war zuletzt Mitglied der „ZiB 2“-Redaktion und präsentierte die Tages-„ZiB“.