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"Willkommen Österreich": Kritik nach Gags über Politikerin mit Stimmstörung

Da haben Stermann und Grissemann offenbar danebengegriffen - beziehungsweise die Gagschreiber von "Willkommen Österreich". Dies führte nun zu einer seltenen Entschuldigung der ORF-Comedians.

In der vergangenen Ausgabe der Late-Night-Comedy Show vom 15. Oktober (ORF 1) machten sich die beiden Entertainer über die Aussprache von Vorarlberg lustig - vor allem Stermann sprach das Bundesland, in dem gerade eine Landtagswahl stattgefunden hatte, beharrlich als "Voraberg" aus.

Politikerin in Gag eingebaut

Schließlich folgte die Auflösung des Schabernacks. In einem eingespielten Video sah man Sandra Schoch, die Vizebürgermeisterin von Bregenz (Grissemann: "Es heißt Begenz!"). In  dem Ausschnitt aus einem Interview sagte die Grün-Politikerin, angesprochen auf eine etwaige Koalition ÖVP-FPÖ, wörtlich: "Da ist jetzt natürlich auch Voraberg in einer Verantwortung." In weiterer Folge sagte Schoch noch zwei Mal "Voraberg".

Politikerin kämpft mit Sprachproblem

Was für mäßiges Amüsement im Studiopublikum gesorgt hat, brachte den Moderatoren der Show nun einige Tage später eine umso heftigere Antwort ein. Auf X (vormals Twitter) veröffentlichte Schoch einen "offenen Brief" mit mehreren Postings, in denen sie "ergänzende Informationen" liefert: "Meine vermeintlichen Ausspracheprobleme haben nichts mit dem Bregenzer Dialekt zu tun. Tatsächlich sind sie eine Folge einer neurologischen Stimmstörung, die als spasmodische Dysphonie vom Adduktor-Typ bekannt ist."

Diese Erkrankung verursache "unwillkürliche Verkrampfungen der Kehlkopfmuskulatur" und beeinträchtige den Sprechvorgang massiv. Schwierigkeiten hätten Menschen mit spasmodischer Dysphonie "besonders bei bestimmten Vokalkombinationen und mehrsilbigen Worten – so auch beim Wort Vorarlberg."

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Schoch schreibt: "Was für Sie wie ,weinerliches' Sprechen wirkt, ist in Wirklichkeit ein offener Kampf vor der Kamera, verständlich sprechen zu können."

Hintergrund: Stermann hatte in der Anmoderation des Gags gesagt, Schoch sei "sehr enttäuscht, leicht weinerlich nach der Niederlage" vor dem Mikrofon gestanden.

Der Satiriker meinte auch, er habe "recherchiert", worauf Schoch in ihren Postings ebenso Bezug nahm - mit der bitteren Aussage: "Ich nehme an, dass Ihre Analyse auf einer gründlichen Recherche basiert."

Bedauern über "ärgerliches Missverständnis"

Wie der ORF auf Anfrage mitteilte, haben die beiden Comedians und der Redaktionsleiter von "Willkommen Österreich", Mathias Zsutty, Sandra Schoch in einem persönlichen Mail geantwortet. "Mit Bedauern haben wir Ihre Beschwerde gelesen. Es tut uns wahnsinnig leid, dass Sie sich durch unsere Sendung beleidigt und vorgeführt gefühlt haben", schreiben Dirk Stermann, Christoph Grissemann und Zsutty. Und sie erklären den Fehler in der Beurteilung so: "Nichts hat für uns bei dem Ausschnitt auf eine Erkrankung schließen lassen. Hätten wir davon gewusst, hätten wir das selbstverständlich nicht in der Sendung gehabt."

Das Mail schließt mit folgenden Sätzen: "Wir bedauern dieses ärgerliche Missverständnis. Bitte verzeihen Sie uns, wir arbeiten selbstverständlich nicht mit böser Absicht." 

Kritik an Fokus bei "Willkommen Österreich"

"On Air", also auf Sendung, sei vorerst keine Bezugnahme auf die Kritik geplant, heißt es aus der Redaktion von "Willkommen Österreich". Somit reagiert man auch nicht auf den  jenen Teil der Kritik Schochs, die Sendung "hätte die Möglichkeit gehabt, sich zu entscheiden, sich über gesundheitliche Einschränkungen von Menschen lustig zu machen oder sich mit den realen Sorgen vieler Menschen mit den Machtverschiebungen auseinanderzusetzen."

Offenbar ist das starke Abschneiden der FPÖ bei den vergangenen Wahlen in Bund und Land gemeint. Schoch fügt dazu an: "In Mittelschulen in Vorarlberg häufen sich Berichte von Kindern, die angesichts der jüngsten Wahlergebnisse hämische Bemerkungen über die anstehende Deportation ihrer Mitschüler:innen machen. Migrantische Eltern und Kinder sind verunsichert."

In dieser Hinsicht steht der Faktencheck noch aus.