Kultur/Medien

TV-Serie "Freud": Keine Angst vor dem Mythos

Draußen regnet es heftig, drinnen fegt kalter Wind durch die Gänge der früheren Prager Invalidenanstalt. Wenig erinnert hier an den einstigen Glanz des von Fischer von Erlach entworfenen Barockjuwels. Ein unwirtlicher Ort auch im ersten Stock, wo Patienten in Kitteln in Gitterbetten und auf Holzbänken ausharren. Zwei Frauen in altertümlichen Kostümen reden mit gepresster Stimme miteinander. „Ich will, dass Doktor Freud uns hilft“, sagt Fleur Salomé (Ella Rumpf), ein Medium, ehe der Blick nach hinten fällt, von wo ein weißgewandeter junger Mann mit Bart an beide herantritt.

Wieder und wieder.

Bis Regisseur Marvin Kren ruft: „Wir haben’s! Super!“.

Es ist Tag 73 von insgesamt 86 bei den Dreharbeiten zur Mystery-Thriller-Serie „Freud“. Es ist die erste Zusammenarbeit des ORF, wo sie im Frühjahr 2020 TV-Premiere feiern wird, mit dem Streaming-Riesen Netflix.

High-End-Produktion

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Im Mittelpunkt der Handlung, die die Produzenten von Satel und Bavaria wie das Budget weitestgehend unter Verschluss halten, steht der junge Nervenarzt Sigmund Freud (Robert Finster), dessen Theorien etablierte Kollegen ablehnen. Über einen Mordfall kommt Freud mit Inspektor Alfred Kiss (Georg Friedrich) und dessen Partner (Christoph Krutzler) zusammen und auch die schöne Fleur Salomé steht ihm nah. In den acht Folgen à 45 Minuten geht es um die bessere Gesellschaft Wiens und ihre Zwänge, um Hypnose, Séancen, Träume, sexuelle Fantasien, Kokain – verpackt, so zeigten erste Muster, in düsteren, expliziten Bildern einer High-End-Produktion.

Mit dem Freud, wie er in Wien sonst präsent ist, hat es wenig zu tun. „Alles was gut ist, nimmt die Sache, um die es geht, ernst, und wir nehmen Freud unfassbar ernst“, unterstreicht Kren. „Aber gleichzeitig machen wir mit ihm, was wir wollen, um eine spannende Geschichte zu erzählen.“ Die wird in 140 Ländern – in zehn Sprachen synchronisiert und in 30 Versionen untertitelt – zu sehen sein. „Freud“, das Kren mit Benjamin Hessler und Stefan Brunner geschrieben hat, wird die am weitesten verbreitete, österreichische Serie der TV-Geschichte.

Das sind Dimensionen, die auch „Freud“-Darsteller Robert Finster (35) nicht unbeeindruckt lassen. Für ihn sind es „hier so viele Drehtage wie bisher in meinem gesamten Leben zusammen“. Aber am Set gehe es um die jeweiligen Szenen. „Da ist ja die Welt noch nicht dabei.“ Für ihn ist „Freud“ ein ganz großes Ding, die Serie habe „hohes Tempo, Zug und einen komplexen Plot. Was hier verarbeitet wird, daraus machen andere zwei Staffeln“.

Abgeklärt betrachtet „Freuds Hausangestellte“ Brigitte Kren das Treiben. „Was mich freut ist, dass wir diese lange Zeit hier miteinander durchgehalten haben und das in guter Stimmung.“ Denn Star-Allüren gab’s keine. „Die kann man sich bei einer Serie abschminken, da ist man sonst schnell abgeschossen.“ Und Kollege Rainer Bock („Das Boot“) ergänzt: „Die Guten haben es nicht nötig, Pfauenräder zu schlagen.“