"Soko Donau"-Spezial: Leipzig zu Gast in Wien
Von Marco Weise
Bereits zum zweiten Mal geht die „Soko Donau“ in Spielfilmlänge (90 Minuten) auf Verbrecherjagd und arbeitet dabei erstmals mit Leipziger „Soko“-Kolleginnen und -Kollegen zusammen. Denn als bei einem Konzert in der ostdeutschen Stadt ein Wiener Stargeiger entführt wird, sind im Fall „Der vierte Mann“ vereinte Kräfte gefragt. Die Zusammenarbeit läuft dabei aber nicht immer reibungslos ab.
„Das ist auch genau das, was sich die Leute erwarten: Die Piefke-Ösi-Mentalitätsunterschiede geben ja immer noch etwas her“, sagt Lilian Klebow, die seit 2005 im Dienste der „Soko Donau“ ermittelt, im KURIER-Interview.
Aber wie sind diese Mentalitätsunterschiede zu erklären, besitzen doch vier Hauptkommissare dieses Falles im echten Leben einen deutschen Pass? „Das stimmt“, lacht Lilian Klebow. „Der Stefan (Jürgens, Anm. d. Red) lebt aber schon seit vielen Jahren in Österreich und Deutschland. Und ich bin seit 22 Jahren in Wien, zähle mich nicht mehr als Deutsche. Natürlich klinge ich dabei nicht wie ein Wiener Original aus dem 16. Bezirk, aber in Deutschland würde mich keiner mehr als Deutsche wahrnehmen“, sagt Klebow.
„Rote Fini“
„Der vierte Mann“ spielt nicht nur namentlich auf den in Wien gedrehten Thriller „Der dritte Mann“ aus dem Jahr 1949 an, auch inhaltlich wurde mit diesem Thema gespielt, sagt Klebow. „Zum Glück haben wir uns diesmal abseits der Kanalisation auf die Suche nach dem vierten Mann begeben dürfen“, sagt die 39-jährige Schauspielerin, die in München geboren wurde.
In den 90 Minuten entspinnt sich ein Fall, der mit der DDR zu tun hat. Ein entführter Musiker und seine verschwundene Geige bilden den Auftakt zu einer Mordserie, deren Opfer tief in Geschäftsverbindungen zwischen der DDR und Österreich verstrickt waren. Zum ersten Mal arbeiten die Ermittler der „Soko Donau“ und „Soko Leipzig“ zusammen, um einen grenzüberschreitenden Fall aufzuklären, der in die Zeit der letzten Leipziger Messe kurz vor dem Mauerfall zurückführt.
Dabei bezieht sich das Drehbuch auch auf eine wahre Geschichte – und zwar rund um die Kreise der Wiener Geschäftsfrau Rudolfine Steindling, auch „Rote Fini“ genannt, die DDR-Milliarden verschwinden hat lassen.
„Die Geschichte kennen vielleicht einige noch, aber mir als ‚Zuagroaste‘ war die ‚Rote Fini‘ nicht geläufig. Es ist ein sehr spannender, sehr ungewöhnlicher Fall, der gut zum Jubiläumsjahr ‚30 Jahre Fall der Berliner Mauer‘ passt. Ich war in meiner Kindheit oft in der DDR, weil meine Eltern dort Freunde hatten. Für mich war es beim Drehen eine gedankliche Reise in die Vergangenheit.“
Personalwechsel
Die Zukunft bringt für Lilian Klebow einen neuen Kollegen: In der 15. Staffel, die noch bis Ende November in Wien gedreht wird, gibt es einen Personalwechsel: Bezirksinspektor Simon Steininger, gespielt von Schauspieler Michael Steinocher, hört auf und wird von Klaus Lechner (Andreas Kiendl) ersetzt. Der 43-jährige Steirer kehrt damit zur „Soko“-Reihe zurück, denn er war bereits von 2006 bis 2010 an der Seite von Kristina Sprenger in Kitzbühel aktiv. Damals hatte er die Serie aus privaten Gründen verlassen und Jakob Seeböck Platz gemacht.
Für Klebow ist der neue Kollege kein Fremder: „Den Andreas Kiendl kenne ich schon länger. Wir haben damals gemeinsam in einem Haus in Wien Ottakring gewohnt. Ich finde es immer spannend und für die Serie gewinnbringen, wenn neue Figuren hinzukommen. Das war bei Michi Steinocher 2017 so und natürlich auch besonders bei unserer neuen Chefin alias Gitti Kren. Und mit dem Andreas Kiendl kommt ein ganz neuer Typ Mann zur Crew, was vor allem für meine Figur, die Penny Lanz, spannend ist.“
Während Lilian Klebow seit Anfang an dabei ist, das sind immerhin bereits 14 Jahre, war Steinocher nur zweieinhalb Jahre Teil der „Soko“-Familie. Warum hört er auf?
„Ich weiß eigentlich auch nicht, warum schon wieder Schluss ist. Ich kenne seine Beweggründe nicht. Mir tut es leid, ich habe ihn gern gehabt“, sagt Klebow.
Wie wird sein Abgang aussehen. Muss er sterben?
„Nein, er wird befördert.“
INFOS: Es ist die erste Zusammenarbeit der beiden „Soko“-Teams aus Leipzig und Wien. Zu sehen ist sie in ORF1 am Samstag (2.11.) um 20.15. ZDF zeigt „Der vierte Mann“ erst am 8.11. (20.15). Neben Michael Steinocher, Stefan Jürgens, Lilian Klebow, Brigitte Kren, Maria Happel und Helmut Bohatsch sind auf deutscher Seite Melanie Marschke, Marco Girnth, Steffen Schroeder und Amy Mußul zu sehen.