Schauspieler Harald Windisch: Nur nicht zu viel Aufsehen
Von Nina Oberbucher
Im Mittelpunkt steht er nicht so gerne, aber ein bisschen Medienpräsenz muss Harald Windisch jetzt trotzdem aushalten. Denn der Tiroler ist heuer für eine ROMY in der Kategorie „Beliebtester Schauspieler in einem Kino/TV-Film“ nominiert.
Aktuell kann man Windisch in der ORF1-Dramedy-Serie „Walking on Sunshine“ sehen (heute, Montag, 20.15 Uhr). Da spielt er an der Seite von Proschat Madani den Fernseh-Generaldirektor Karl Czerny-Hohenburg – der übrigens nicht vom echten ORF-Chef inspiriert ist, wie Windisch versichert.
Von der Realität eingeholt
Die ROMY-Jury überzeugte der 54-Jährige im vergangenen Jahr aber mit zwei sehr viel ernsteren Rollen: im Thriller „Wiener Blut“ und im Historiendrama „Ein Dorf wehrt sich – Das Geheimnis von Altaussee“. „Ich will gar nicht zu viel Aufhebens darum machen“, meint Windisch bescheiden. „Aber es freut mich, dass die Nominierung für diese zwei sehr politischen Produktionen ist.“
In „Wiener Blut“ gibt er einen Polizisten, der tief im Korruptionssumpf steckt – ein TV-Projekt, das zwischen Dreh und Ausstrahlung von der Wirklichkeit auf Ibiza eingeholt wurde, erzählt Windisch. „Die Realität hat diese Korruptionsgeschichte mit rechten Politikern zu einer wissenschaftlichen Arbeit gemacht. Man hat mit dem Film eine These aufgestellt und die ist bewiesen worden.“
Wieder von Bedeutung
In „Ein Dorf wehrt sich“ ist Windisch neben der ebenfalls ROMY-nominierten Brigitte Hobmeier als Widerstandskämpfer in der NS-Zeit zu sehen. Die Handlung beruht auf realen Begebenheiten und Personen: Ausseer Bergleute bewahrten am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis geraubte Kunstwerke vor der Zerstörung.
„Es hat mich sehr gefreut, dass bei der Premiere in Aussee Leute auf uns zugekommen sind, die die Personen, die wir spielen, noch gekannt haben oder selbst im Widerstand waren“, berichtet Windisch. „Da hatte ich das Gefühl, es war wichtig, dass wir diesen Film gemacht haben. Und das Thema ist auch heute wieder von Bedeutung: aufstehen, sich wehren und den Mund aufmachen.“
Im Rampenlicht
Eigentlich kommt Windisch aber vom Theater, er absolvierte eine Schauspielausbildung in Innsbruck, spielte in Wien und München. Ein fixes Engagement lehnte er jedoch ab und zog sich zwischendurch für zwei Jahre von seinem Beruf zurück – um als Skilehrer zu arbeiten. Danach war Windisch u. a. am Berliner Ensemble und im Theater in der Josefstadt zu sehen sowie in verschiedenen Filmprojekten: Er hatte etwa einen Mini-Auftritt im James-Bond-Film „Spectre“, spielte in „Das Wunder von Wörgl“ und in der TV-Reihe „Vienna Blood“ mit.
Das große Rampenlicht hat er nie gesucht. Auch im KURIER-Gespräch übt sich Windisch im Understatement. Ob das nicht ein wenig paradox für einen Schauspieler ist? „In gewisser Weise schon“, meint Windisch, „aber wenn man auf der Bühne steht oder einen Film dreht, weiß man ja immer, was man tut, und probt das auch. Man flüchtet sich in einen Charakter. Als Privatperson ist man hingegen auf sich selbst zurückgeworfen und muss sich auf sich selbst verlassen.“
Noch unschlüssig
Dass er jetzt mit „Walking on Sunshine“ jede Woche im Fernsehen zu sehen ist, sei eine neue Erfahrung für ihn, „weil ich davor noch nie eine Serie gemacht habe“. Ob ihm das gefällt, da ist der Schauspieler noch unschlüssig: „Vielleicht irritiert mich, dass mich die Leute jetzt in der Sauna ansprechen und sagen: ,Hey, ich kenn dich!’“, erzählt Windisch lachend. Fan-Selfies müsse er aber noch keine machen. „So weit ist es nicht und ich glaub’, das passiert mir auch nicht. Dafür bin ich zu unscheinbar und verstecke ich mich zu sehr.“
Was als nächstes kommt? „Mal schauen, wo es hingeht – ich lass’ mich überraschen. Es läuft ganz gut, aber als freier Schauspieler schaut man natürlich immer, dass es besser geht, und auch, dass man die Zeiten nützt, die man zwischendrin frei hat. Ich hab’ zwei Kinder und es ist auch schön, wenn ich viel mit ihnen machen kann.“
Info: Die Serie „Walking on Sunshine“ ist montags um 20.15 Uhr in ORF1 zu sehen. Über die Plattform Flimmit kann man u. a. „Ein Dorf wehrt sich“ und „Das Wunder von Wörgl“ streamen.