Resetarits fordert keinen Lunacek-Rücktritt: "Es ist schon wurscht"
Von Peter Temel
Der Kabarettist Lukas Resetarits ist wütend. Zuletzt wandte er sich in einem Video scharf gegen den Umgang mit Kulturschaffenden in der Coronavirus-Krise.
In der "ZiB 2" des ORF erklärte der Kabarettist am Montagabend seinen scharfen Ton. Er wittere "eine Missachtung unserer gesamten Branche". Einen Monat lang hätten sich die Kulturschaffenden "sehr, sehr brav" verhalten, "wir haben uns überhaupt nicht gerührt", sagte Resetarits. Dann sei aber von der Regierung noch immer "nichts zu erfahren" gewesen – darüber, wie es mit Bühnenveranstaltungen weitergeht. Das empfinde er als "Respektlosigkeit" und als "geradezu beleidigend". Es mache ihn "zornig".
Dass Sachen erst dann ins Gehen kommen würden, "wenn sich der oide Depp Resetarits ein bissl aufregt", finde er "komisch".
In der Wärmekabine
Gefragt nach der Ansteckungsgefahr in einem voll besetzten Theaterraum, zeigte sich der 72-jährige dann spöttisch. Er würde sich auch einen Schirm aufsetzen oder hinter Plexiglas spielen. Die gesamte Branche könne durchaus flexibel sein, meinte er. "Wir könnten auch in einem Baumarkt auftreten oder in einem großen Möbelhaus." Er meine das "gar nicht so unernst" und stelle sich selbst in einer Wärmekabine vor "und draußen gehen die Leute vorbei." Damit spielte Resetarits darauf an, dass Geschäftsräumlichkeiten bereits Mitte April und Anfang Mai geöffnet wurden und dabei zum Teil großer Andrang herrschte.
Selbstmitleid, das ihm kürzlich in einer KURIER-Kolumne attestiert wurde, habe er aber nicht, das sei "Blödsinn". Er habe in seinem Video lediglich Mitleid mit anderen – auch den Leuten hinter der Bühne – geäußert, nicht mit sich selbst.
„Heimgeigen unter 4 Prozent“ war nicht so gemeint
"Geigen wir die ganze Grüne Kulturpartie ham -– unter die 4 Prozent, wo sie hingehören", sagte Resetarits in dem Aufsehen erregenden Video. Diese eigentlich unmissverständliche Aussage relativierte der Kabarettist im ORF-Studio. Er habe nicht gemeint, "dass die Grünen aus dem Parlament fliegen sollen. Unter vier Prozent, das schaffen’s schon selber, dazu brauchen sie mich nicht", Er habe sie gerne im Parlament, meinte er, aber als "gestandene Oppositionspartei".
Die Corona-Maßnahmen habe er zu Beginn auch mitgetragen, aber die Regierung hätte früher, nach einem Monat, "leichte Lockerungen einführen“ können, "ohne, dass die Welt zusammengebrochen wär'", sagte Resetarits.
Warum sich seine Wut nun ausgerechnet gegen die Grünen richte, fragte Armin Wolf. Resetarits: "Meine Verärgerung über die ÖVP glaube ich nicht kundtun zu müssen, das ist bekannt."
Die Verärgerung in der gesamten Szene rühre daher, dass sich dort viele Grün-Sympathisanten finden, erklärte Resetarits. "Deshalb ist die Enttäuschung so groß, wenn man uns so lange negligiert."
Keine direkte Rücktrittsforderung
Einen Rücktritt der grünen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek fordere er deshalb aber nicht. "Es ist schon wurscht, würd' ich fast sagen", sagte Resetarits. Aber er richtete den Blick zurück auf die Regierungsbildung: "Wenn man es nicht schafft, das so zu besetzen, dass da wirklich was passiert, dann wär es OK, auch ohne Staatssekretärin oder Staatssekretär auszukommen."