Presserat: Beschwerde gegen "Falter"-Kolumne zu Pilnacek-Tod
Die "Elegie auf Christian Pilnacek" von Falter-Herausgeber Armin Thurnher steht derzeit im Fokus des Presserats, da eine Beschwerde dagegen eingereicht wurde. Das Selbstkontrollorgan der österreichischen Presse wird sich während seiner Sitzung Anfang November mit diesem Fall auseinandersetzen und darüber entscheiden, ob ein Verfahren aufgrund möglicher Verstöße gegen den Ehrenkodex der Presse eingeleitet werden sollte. Die Hauptthemen, die hierbei zur Diskussion stehen, betreffen das Recht auf Persönlichkeitsschutz und die Berichterstattung über Suizid. Das berichtete der Standard.
Christian Pilnacek war suspendierter Sektionschef des Justizministeriums. Er war am vergangenen Freitag tot aufgefunden worden, nachdem er nach einer Geisterfahrt in eine Alkoholkontrolle geraten war. Suizid steht als Todesursache im Raum. Thurnher schrieb unter anderem, er verstehe den Entschluss, seinem Leben ein Ende zu setzen: "Ich kann es erfühlen, was du da fühltest, polizeilich ertappt, führerscheinlos, im Kopf, was die Öffentlichkeit mit dir aufführen würde. Das hieltest du nicht mehr aus, schriebst du, und ich versteh' es. Dass du den Schlussstrich da zogest, Hetze vor Augen, die noch nicht stattfand, aber käme wie im Gebet das Amen."
Suizidberichterstattung ist eine heikle journalistische Gratwanderung. Die österreichische Gesellschaft für Suizidprävention warnt unter anderem vor vereinfachenden Erklärungen für einen solchen Tod: "Solche Formulierungen reduzieren die Suizidhandlung eines Menschen auf einen einzigen Grund. Aus der klinischen Erfahrung mit Menschen in suizidalen Krisen geht eindeutig hervor, wie sehr ein Suizid durch ein gleichzeitiges Zusammentreffen mehrerer Lebensumstände bedingt ist."
In der Medienberichterstattung ist seit Jahrzehnten üblich, über Suizide nur sehr zurückhaltend zu berichten, da diese Nachahmer hervorrufen können. Man spricht von dem sogenannten "Werther"-Effekt, da es nach dem Erscheinen von J.W.Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ eine Reihe von Suiziden durch die gleiche Suizidmethode unter jungen Männern gegeben haben soll.
Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.
Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.