Kultur/Medien

ORF zeigt sich offensiv, steht aber bei der EM im Abseits

Verglichen mit dem fast 100 Seiten dicken Programmbuch, das auf dem Küniglberg verteilt wurde, war die Erwähnung des Bereichs Sport kurz – wenige Sekunden wurden dafür beim Pressetermin zum ORF-Programm 2024 am Dienstag aufgewendet. Auf Nachfrage bestätigte Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz aber, dass der ORF bei der Fußball-EM 2024 keine Spiele des Nationalteams zeigen wird. ServusTV als Hauptlizenznehmer werde die Matches der ÖFB-Mannschaft übertragen – so sie sich qualifiziert. Insgesamt wird der ORF 20 von 51 Spielen zeigen können.

Groiss-Horowitz sprach von einem „umkämpften Markt bei Sportrechten“. Dem ORF sei nicht wichtig, „alles abzusaugen“, es gebe „eine Verantwortung, wie wir mit Gebührengeld umgehen.“ Letztlich gehe es darum, „dass das österreichische Publikum es schauen kann“. Und das sei der Fall, wenn private Free-TV-Sender Übertragungen anbieten. Reduziert würden auch Wiederholungen von US-Serien. Man erwerbe hier keine neuen Rechte mehr und müsse nur noch alte Verträge erfüllen.

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Anders sei das im Bereich Fiction, wo sich der ORF als Hauptversorger nicht zurückziehen könne, ohne irreparablen Schaden zu verursachen. Und in diesem Bereich – wie in vielen anderen – lassen sich kaum Abstriche finden. Bei der Masse an neuen Formaten, die der ORF in Angriff nimmt, scheint die von Generaldirektor Roland Weißmann am Dienstag ausgegebene Devise „Weniger Pro-Kopf-Beitrag für die Österreicherinnen und Österreicher – mehr ORF-Angebot“ schon eher mit Inhalten gefüllt zu werden. Dabei steht der Öffentlich-Rechtliche auch unter gehörigem Lieferdruck. Über die durch das neue ORF-Gesetz umgesetzte Umstellung der GIS-Gebühr auf eine Haushaltsabgabe in Höhe von 15,30 Euro (statt 18,59 Euro) werden ab Jänner mehr Haushalte als bisher zur Kasse gebeten. Das sei „Ansporn und Verpflichtung, unseren Auftrag noch besser in Programmangebote zu gießen, die für möglichst viele Menschen Identifikation und Anknüpfung bieten“, sagte Weißmann.

Übersetzt in einen ORF-Slogan heißt das: „Programm für dich und mich und alle.“

Neue Formate auf ORF 1, ORF 2 und im Streaming
Bürgertalk „Fightclub“,  ein Korrespondenten-Magazin, eigene „maschek“-Show, True-Crime-Dokus  „Unterweger“ (mit Netflix), Max Müller als „Sagenjäger“, Orientierung für Junge in „ZIB Magazin XLarge“, Streamingplattform „Kids-Screen“. "Zib" geht auf Youtube.

Events 
Im Frühjahr  startet „Die große Chance“, „Dancing Stars“ weicht auf 2025 aus. Als Ersatz im Herbst 2024: Vierteiliges Castingformat, in dem zwei Tänzer für die Show gekürt werden 

Dabei setzt man auf mehr Publikumsteilhabe. So wird die Ö3-Anrufsendung „Frag das ganze Land“ für ORF 1 adaptiert. Zum „Superwahljahr“ werde Information viel Platz haben.

Das junge Publikum will man insbesondere über die Streamingplattform ORF On ansprechen, die zu Jahresbeginn – zunächst als Beta-Version – parallel zur TVThek starten soll. Dort werden Inhalte ein halbes Jahr, vielfach auch zeitlich unbegrenzt abrufbar sein. Die Namensfindung (ORF On ist der ursprüngliche Name von ORF.at, erinnert aber auch an das Konkurrenzprodukt Servus On) habe man sich „nicht einfach“ gemacht, erklärte der ORF-Chef. Nach einer Reihung an Vorschlägen „durch Profis“ sei es dann eine hausinterne „Teamentscheidung“ gewesen.

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