Nach ORF-Panne: Wehrschütz bezieht Stellung
Ein am vergangenen Dienstag in der ZiB1 erschienener Beitrag über Korruption in der Ukraine hat für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Denn die darin gezeigten Videos, die die Aussagen von Korrespondent Christian Wehrschütz stützen sollen, zeigten nicht, was der ORF behauptet hatte. Der Verein Mimikama entlarvte die Fake-Videos.
Im Betrag zeigte der langjährige ORF-Reporter Wehrschütz zwei Videos, die Beispiele dafür seien, "dass nicht alle Männer bereit sind, für ihr Land zu kämpfen". Im Anschluss twittern jedoch mehrere User auf X (ehemals Twitter), die Videos hätten mit dem Thema Zwangsrekrutierung nichts zu tun, es soll sich dabei vielmehr um die Festnahme eines Agenten und um eine Abweisung an der Grenze handeln.
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ORF bestätigt falsche Videos
Zwei Tage später bestätigte der ORF via X, falsche Videos für den Beitrag verwendet zu haben: "Weiterführende Recherchen des ORF und eine nochmalige Überprüfung haben ergeben, dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der "Zeit im Bild" vom 16. August (Anm. Red: 15. August) transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert", hieß es.
Auch Christian Wehrschütz, der den Beitrag gestaltet hatte, meldete sich auf X zu Wort. Er hielt fest, dass er die Videos nicht zusätzlich überprüft habe, weil sie "aus seriöser Quelle stammten". "Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent", schrieb der ORF-Journalist und meinte, dass der Beitrag trotz der unstimmigen Videos richtig sei.
"Der Vorwurf einer prorussischen Haltung ist einfach nur falsch und böswillig"
Am Freitagabend veröffentlichte dann die Kronen-Zeitung einen an ihre Leserinnen und Leser gerichteten offenen Brief. Darin bezieht die "Stimme des ORF aus der Ukraine" Stellung zu dem Fauxpas. "Der Fehler unterlief, weil wir aus seriöser österreichischer Quelle 77 derartige Videos erhalten und das verwendete nicht mehr gesondert überprüft haben. Dieser Fehler wird mir eine Lehre sein, denn er ist der erste dieser Art in 23 Jahren als Korrespondent", gestand Wehrschütz in dem Brief. Die Berichterstattung über die Korruption in den ukrainischen Streitkräften sei dennoch "an sich korrekt" gewesen.
"Ich habe nie behauptet, dass in der Ukraine nicht gegen korrupte Personen ermittelt wird oder diese Personen ihr Amt verlieren. Doch ein wirklich großer Fisch ist bisher nicht im Gefängnis gelandet, und damit fehlt eine massive Abschreckungswirkung - zum Schaden des Landes und der europäischen Steuerzahler", stellte der auf den osteuropäischen Raum spezialisierte Journalist fest.
Zum Schluss äußerte sich Wehrschütz dann noch zu den zuletzt erhobenen Vorwürfen gegen seine Person: "Der Vorwurf einer prorussischen Haltung ist einfach nur falsch und böswillig. Wir riskieren nicht unser Leben in der Ukraine für fremde Interessen, sondern darum, um der österreichischen Bevölkerung ein objektives Bild der Lage zu ermöglichen - und das werden wir auch weiterhin tun".