"House of the Dragon"-Finale: Der Tanz der Drachen kann beginnen
Von Nina Oberbucher
Hätte sich Familie Targaryen mal andere Haustiere zugelegt, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Denn dass man Drachen kontrollieren könnte, ist eine Illusion – das hat schon König Viserys (Paddy Considine) in der ersten Folge von „House of the Dragon“ erkannt. Er sollte Recht behalten. Nun, nach dem dramatischen Finale der ersten Staffel, gibt es (Achtung, Spoiler!) einen toten Prinzen zu beklagen – und ein Krieg ist unausweichlich.
Nach zehn Episoden ist Runde eins von „HotD“ dieser Tage zu Ende gegangen – die Vorgeschichte zum Fantasyepos „Game of Thrones“. Die Erwartungen – und Befürchtungen – waren im Vorfeld groß gewesen, schließlich hatte die Originalserie viele Fans mit ihrer letzten Staffel vor drei Jahren enttäuscht. Doch „HotD“ scheint sie versöhnt zu haben: Das Prequel stellte zum Start in den USA mit rund zehn Millionen einen Zuschauerrekord auf und auch die letzte Episode bescherte dem Sender HBO mit 9,3 Millionen Zusehern erfreuliche Zahlen. Die Kritiken können sich ebenfalls sehen lassen: „HotD“ kommt auf der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes auf 85 % Zustimmung bei Kritikern und 84 % beim Publikum.
Namen mit „ae“
Kein Wunder – denn die Macher haben vieles richtig gemacht. Die Serie konzentriert sich auf ein einziges Herrscherhaus, jenes der Targaryens. Im Zentrum stehen zwei Frauen, die zwischen ihrer Freundschaft, den Begehrlichkeiten ihrer Verbündeten und dem Streben nach Macht hin- und hergerissen sind: Prinzessin Rhaenyra (gespielt von der großartigen Milly Alcock, später Emma D’Arcy) und ihre Stiefmutter, Königin Alicent (Emily Carey, später Olivia Cooke). Die Handlung ist fokussierter als bei „GoT“ – was nicht bedeutet, dass man nicht trotzdem durcheinander kommen könnte. Das liegt zum einen an den vielen ähnlichen Namen, vorzugsweise mit „ae“: Es gibt Rhaenyra, Rhaenys und Rhaena. Dann wären da noch Daemon, Vaemond und Aemond. Und Aegon gibt es gleich drei Mal – was für eine folgenreiche Verwechslung sorgt: Schließlich wird die falsche Person gekrönt. (Oder die richtige, wenn man auf Drama steht.)
Dazu kommen die Zeitsprünge, die zur Folge hatten, dass sich die Besetzung immer wieder änderte. Nicht alle in Westeros scheinen jedoch gleich schnell zu altern: König Viserys siechte gefühlt seit der ersten Folge dahin und war gegen Ende nur noch ein Wrack. Der Love Interest seiner Tochter hingegen, Ser Criston Cole (Fabien Frankel), könnte mit seinem Anti-Aging-Geheimnis sicher gutes Gold verdienen.
Im Gegensatz zu „GoT“ wurde dankenswerterweise auf die vielfach kritisierte Darstellung von sexueller Gewalt verzichtet. Was nicht bedeutet, dass es diese hier nicht gäbe – aber sie findet abseits der Bildschirme statt. Zu sehen bekommt das Publikum stattdessen die Auswirkungen, etwa als sich eine Angestellte am Hof nach einer Vergewaltigung der Königin anvertraut.
Dass das Schlachtfeld der Frauen das Wochenbett sei, wie es in Folge eins hieß, sollte sich für die Protagonistinnen zum Teil bewahrheiten: Ob es die vielen dramatischen Geburtsszenen, wie den tödlichen Kaiserschnitt zu Beginn, brauchte, sorgte für Diskussionen.
Geduld
Viel Platz für Humor bot diese düstere erste Staffel von „HotD“, die kontinuierlich Spannung aufbaute, nicht. Was manchen Fans ebenso fehlte wie große Schlachten: Man müsse jedoch erst die Komplexitäten der Figuren verstehen – so Showrunner Ryan Condal in einem Interview – ehe man diese in einen Krieg werfen könne. Und ein solcher steht nun bevor. Die Nachricht vom Tod ihres Sohns brachte das Fass zum Überlaufen – das sagte Rhaenyras Blick in der Schlussszene sehr deutlich. Der „Tanz der Drachen“, wie der Krieg um die Erbfolge in Westeros genannt wird, kann also beginnen. Bis es so weit ist, muss man sich jedoch noch gedulden: Die Dreharbeiten für die zweite Staffel sollen erst im Frühjahr 2023 starten.
Die Serie
„House of the Dragon“ erzählt die Vorgeschichte des Fantasyepos „Game of Thrones“. Die Handlung ist rund 200 Jahre vor der Originalserie angesiedelt
Die Vorlage
Das Spin-off basiert auf dem Buch „Feuer und Blut“ von George R. R. Martin
9,3 Millionen
sahen das Finale von„House of the Dragon“ in den USA – es ist das erfolgreichste Serienende für HBO seit „Game of Thrones“. Hierzulande läuft „HotD“ bei Sky