Franziska Weisz: Ein Spiel mit Ecken und Kanten
Von Christoph Silber
Der Tag der ROMY-Gala ist ihr letzter Dreh-, vielleicht aber auch der Glückstag für Franziska Weisz. Bis 13. April steht die ROMY-Nominierte für die ZDF-Kino-Produktion „Zwischen uns die Mauer“ vor der Kamera – gemeinsam mit einem weiteren ROMY-Aspiranten, Fritz Karl. „Wir sehen uns dort tatsächlich“, erzählt die 38-Jährige, weil das nicht selbstverständlich ist, nur weil man später im gleichen Film zu sehen ist. Das ist wiederum so ähnlich wie bei der Bestseller-Verfilmung „Amokspiel“, für die sie nominiert ist.
KURIER: Gratulation zur ROMY-Nominierung für Ihre Leistung im „Amokspiel“.
Franziska Weisz: Danke! Ich freue mich riesig. Und ich freue mich auch sehr, dass die Jury einen Action-Thriller wie diesen auf dem Radar hatte. „Amokspiel“ war wirklich ein besonderer Dreh.
Ihre Figur, die Polizeipsychologin Ira Samin, kommt darin direkt aus einer Ausnahmesituation in die nächste.
Ira versucht gerade, sich vom Selbstmord ihrer Tochter zu erholen und dann stellt sich heraus, dass die andere Tochter just am Ort der Geiselnahme ist, um die es in „Amokspiel“ geht. Ira wird da als Mensch extrem auf die Probe gestellt. Sie muss aber auch beruflich einen fast unmöglichen Balanceakt umsetzen – als Verhandlerin soll sie dem Geiselnehmer gegenüber empathisch sein, aber gleichzeitig darf sie vor dieser Männer-Riege in der Einsatzzentrale nicht zeigen, dass sie wirklich persönlich berührt ist. Es war schauspielerisch sicherlich einer der Höhepunkte, sich auf dieser dünnen Linie zu bewegen.
Sie sprachen von einem „besonderen Dreh“?
„Amokspiel“ ist über weite Strecken wie ein Kammerspiel. Im Film läuft die Kommunikation zwischen Geiselnehmer, den Kai Schumann grandios verrückt spielt, und mir als Unterhändlerin übers Headset. Wenn man bei einem Film zum Beispiel Telefonate dreht, dann sieht man zwar den Telefonierenden, der hört aber aus logistischen Gründen oft sein Gegenüber gar nicht. Spricht quasi mit der Luft. Bei „Amokspiel“ haben wir Schauspieler darauf bestanden und mit dem Regisseur beschlossen, dass wir dem jeweils anderen den Text einlesen, sodass wir beim Dreh wirklich diese Verbindung übers Headset hatten. Wir empfanden das als notwendig, um diese besondere Atmosphäre der Ausnahmesituation aufrecht zu erhalten. Wir sind dafür an drehfreien Tagen zum anderen ans Set gefahren. Das hatte in der Folge auch eine witzige Seite, denn um die Frisur nicht zu verändern, hatten wir auch in Drehpausen das Headset oben und so manch Privates vom anderen mitbekommen.
Sind hier mit ihrer Figur physisch sehr präsent, beim „Tatort“ ist es ebenso. Ist das etwas, was Ihnen behagt?
Ja schon. Ich finde das toll, dass ich mich auch körperlich so austoben kann. Natürlich macht auch hier die Abwechslung die Arbeit spannend. Es ist aber richtig, dass ich mit dem „Tatort“ diese Seite eigentlich zum ersten Mal so richtig zeigen kann. Vielleicht besetzt man mich deshalb jetzt auch anders, weil manche nun die Erkenntnis haben, dass ich auch sprinten und Verbrechern nachjagen kann. Dazu kommt, dass ich auf dem Land aufgewachsen bin. Ich bin meine ganze Kindheit lang im Wienerwald rumgetobt. Das trage ich natürlich in mir, auch wenn ich mal, so wie jetzt gerade, nicht so die sportliche Phase habe.
Apropos „Tatort“: Wie geht es mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz weiter. Es sind ja neue Fälle abgedreht.
Die Beziehung zwischen den Ermittlern Falke und Grosz wird zunehmend belastbar und es gibt, wie etwa bei ihren Frotzeleien, schon etwas Selbstverständliches zwischen ihnen. Wir wehren uns aber ein wenig gegen eine klassische Aufteilung der Verhaltensweisen der Figuren, wie das beispielsweise bei Terrence Hill und Bud Spencer ganz selbstverständlich und lustig war. Es ist ja auch im echten Leben nicht so. Es ist jedenfalls keine klischierte Beziehung zwischen den beiden à la der eine ist der Bauchtyp, der andere ist der Rationale. Das Vertrauensverhältnis zwischen Falke und Grosz ist im Wachsen und das gefällt mir gut. Leider müssen wir bis Herbst warten, bis die beiden den nächsten sonntäglichen Hausbesuch abstatten.
Sie leben jetzt in Berlin und sind auch beruflich viel unterwegs. Wie steht es um ihren Heimatbezug?
Ich war immer ein Wandervogel. Aber meine Familie ist in Österreich, in Breitenfurt, und das ist Heimat für mich - egal wo ich gerade wohne. Ab dem Alter von 13 habe ich im Ausland gejobbt und da später studiert. Geld, das ich erspart habe, habe ich in Reisen gesteckt. Aber eben weil meine Wurzeln so stark sind, war es für mich auch leicht wegzufahren. Wenn ein Baum starke Wurzeln hat, dann kann er in der Krone breite Verästelungen haben, es wird der Wind ihn nicht umwerfen. Meine Mutter hat mir immer sehr stark zu verstehen gegeben, dass ich immer zu Hause willkommen bin. Das hat mir den Mut und das Vertrauen in mich gegeben, in die Welt zu gehen. Aber im Herzen gehöre ich in den Wienerwald.
Eine weniger bekannte Seite ist Ihr Gesang. Sie treten auch immer wieder mit der Band Jawoi! auf.
Das Singen ist eine Herzenssache, die ich nicht mit Beruflichem vermische. Die Zeit mit der Band im Probenraum oder auf der Bühne zu verbringen, ist das Schönste für mich. Das macht mich richtig glücklich. Und die Performance ist auch nicht schlecht. Die Leute, die da kommen, haben auch ihren Spaß (lacht).
Singen Sie auch in der Verfilmung des Udo-Jürgens-Musicals „Ich war noch niemals in New York“, das im Herbst in die Kinos kommt?
Leider nicht – ich bin, glaube ich, die einzige, die in diesem Film nicht singt, was schade ist. Nach Konzerten fiel schon mehrmals der halbernst gemeinte Hinweis, ich sollte doch mal in einem Musical-Film mitspielen. Und dann kommt das Drehbuch - und es ist eine Sprechrolle. (lacht)
Sie nutzen Ihre Bekanntheit auch für soziale Belange. Was liegt Ihnen da besonders am Herzen?
Es gibt da derzeit konkret zwei Kampagnen. Der WWF Österreich hat eben die Kampagne „Fleisch ist mir nicht wurscht“ gelauncht, die auch von meinen wunderbaren Kollegen und Romy-Nominees Martina Ebm und Robert Palfrader unterstützt wird. Ziel dieser Initiative ist es, uns Konsumenten auf die wahren Kosten von Billigfleisch aufmerksam zu machen. Da auf Qualität anstatt Quantität zu setzen, dankt uns nicht nur unsere eigene Gesundheit, auch Themen wie Klimaschutz und Trinkwasserknappheit werden dadurch nachweislich positiv beeinflusst. Zum Thema Trinkwasser unterstütze ich auch Viva con Agua, eine Initiative eines jungen Hamburgers, der mit unglaublicher Energie und viel Herzblut den Verkauf von Wasserflaschen bei Konzerten, Ausstellungen und mittlerweile auch in der Gastronomie vorantreibt. Der Erlös kommt dem Bau von Brunnen in von Dürre geplagten Ländern zu Gute. Viva con Agua gibt es inzwischen auch in Österreich!