ESC-Starter Cesár Sampson: "Ein Album ist Luxus"
Cesár Sampson, ein 34-jähriger Sänger aus Linz, Heilpädagoge und Vocal Coach, vertritt Österreich mit seinem Song „Nothing But You“. Eigentlich ist er Mitglied des Produzententeams „Symphonixs“, das sich schon im Vorjahr beim Song Contest für den bulgarischen Beitrag passabel bemerkbar gemacht hat.
Ins Rampenlicht
Nun beschloss Sampson, als Frontsänger ins Scheinwerferlicht zu treten, nachdem er zwei Jahre mit seinen Kollegen an diesem Song bastelte. Ö3-Veteran Eberhard Forcher war über das Ergebnis begeistert, der ORF ebenfalls.
Der virile, intelligente Mann polarisiert nicht. Mit einer starken, souligen, aber nicht spektakulären Stimme singt er einen Song, von dem man sich einen stärkeren Refrain gewünscht hätte.
Der erwartete Wow-Effekt bleibt aus, aber Österreich kann sich durch die musikalische Professionalität im internationalen Umfeld sehen lassen.
Nach den ersten Proben wird das Bühnenkonzept und sein Outfit bemängelt. Auch hier liegt eine Schwachstelle. Völlig abgesehen von der Qualifikation im ersten Halbfinale bzw. dem Platz der Endplatzierung wird sich der unauffällige Titel in den Hitparaden nicht nachhaltig bemerkbar machen.
Wie es mit seiner Popkarriere weitergeht, ist fraglich.
Ein Jahr in die Zukunft
Für weitere fünf Songs will er sich ein Jahr Zeit nehmen. Sampson hat kein Backrepertoire und mit dieser geringen Anzahl an Songs kann man nur sehr bedingt live auftreten. Vielleicht ein paar Galas.
Conchita Wurst hatte das gleiche Problem. Nach gängigen Bewertungskriterien ist Cesár Sampson kein lukrativer Act für eine Major Music Company.
Der KURIER bat den Künstler zum Interview.
KURIER: Im Gegensatz zu anderen Ländern ist das Interesse am Song Contest in Österreich relativ gering. Wie erklären Sie sich das?
Cesár Sampson: Ganz einfach. Wenn ein Land gut abschneidet, dann ist das Interesse auch groß.
Das hatten wir aber auch schon mit Conchita?
Aber verglichen zu Schweden oder Irland auf Dauer kein Vergleich. Der heurige Favorit Israel war lange Zeit nicht erfolgreich und trotzdem hält die Euphorie an. Israel fehlt das kontroverse Verhältnis zum eigenen Land. Israel redet grundsätzlich gerne über die Großartigkeit Israels, im Gegensatz zu Österreich. Wir sind sehr geneigt, die eigenen Leistungen runterzuspielen oder schnell zu kritisieren. Dieses Problem hat Israel nicht. In Österreich ist der Patriotismus nicht von Liebe geprägt.
Was planen Sie nach dem Song Contest ?
In diesem Jahr noch die Produktion von fünf Songs im Package plus Video. Ein Album ist heutzutage ein Luxus arrivierter Künstler.
Wieder mit dem Team von Symphonixs?
Ja! Ich habe 2008 „Symphonixs mitbegründet, und mit denen mach ich das.
Sie kommen ja eigentlich aus der Dance-&-Electronic-Szene und haben mit Megablast, Rodney Hunter und Louie Austen gearbeitet. Was verursachte Ihr Interesse am Song Contest?
Seit 2016 war ich für den Song Contest aufgeschlossen, weil ich begriffen habe, wie er tickt. Nachdem mich auch mein Produktionsteam ermuntert hatte mitzumachen, habe ich zugesagt.
Sollte es zu einer schlechten Platzierung kommen, bleiben die Zukunftspläne aufrecht?
Ja, wer beim Song Contest A sagt, muss auch B sagen.
Die große ESC-Party
Alle Augen richten sich nach Portugal: Das 1. Halbfinale des 63. Eurovision Song Contests findet am Dienstag in Lissabon statt. Insgesamt nehmen 19 Länder an dieser ersten Runde teil, darunter auch Österreichs ESC-Hoffnung Cesár Sampson, der den Startplatz 13 zugewiesen bekam.
Die anderen teilnehmenden Länder sind Aserbaidschan , Island, Albanien, Belgien, Tschechien, Litauen, Israel, Weißrussland, Estland, Bulgarien, Mazedonien, Kroatien, Griechenland, Finnland, Armenien, Schweiz, Irland und Zypern.
Ob Sampson Chancen auf einen Sieg oder eine gute Platzierung hat, wird sich bereits hier zeigen. Die zehn bestplatzierten Länder pro Halbfinale (das zweite findet am Donnerstag statt) qualifizieren sich für das Finale am kommenden Samstag. Dort sind ab 21.00 Uhr noch einmal 26 erfolgreiche Länder dabei. Fix gesetzt sind für das Finale Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, das Vereinigte Königreich und Veranstalterland Portugal.