Kultur/Medien

"9 Plätze - 9 Schätze": Üble Schluchten, Käsewasser und ein bisschen Frieden

* Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends*

 

„Wir können alles schaffen“, sagte Alexander Van der Bellen in seiner Ansprache zum Nationalfeiertag. Ungewöhnlich optimistisch zeigte sich der Bundespräsident.

Ungewöhnlich begann er auch seine Ansprache, indem er gleich einmal wegging und sich hinter die berühmte Tapetentür begab. Dort sprach er weiter und zeigte unter anderem „Julis Platz“, aber die Hundedame müsse „heute draußen warten“.

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Leider nicht Juli

Julis Platz wurde leider nicht von Wien bei „9 Plätze - 9 Schätze“ ins Rennen geschickt. Vielleicht hätte die Bundeshauptstadt dann vielleicht beim neunten Antreten endlich einmal eine Chance gehabt, die Platz-Wahl-Show am Nationalfeiertag für sich zu entscheiden.

So ging man aber mit der Kaasgraben-Kirche in Grinzing an den Start. Der Name gehe auf „übelriechendes Eisen- und Schwefelhaltiges Quellwasser“ in der Umgebung zurück, sagte die Präsentatorin Elisabeth Vogel.

Man habe dieses Wasser „Käswasser“ genannt. G’schmackig.

Da konnte das neubarocke Kleinod in den Weinbergen noch so dramatisch mit Drohnenflügen in Szene gesetzt werden - die Top 3 wurden es wieder nicht.

Erich Altenkopf, der Wiener Promi-Pate, erzählte die Gründungslegende, wonach der Stifter der ursprünglichen Kapelle diese aufgrund einer wundersamen Heilung erbauen ließ.

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Vogel erzählte aber eine andere Legende, wonach ein geschäftstüchtiger Mann namens Kothbauer eine Legende von der „Schwalbengottesmutter“ erfunden hat, damit mehr Leute zu seinem Heurigen mit Schaukeln und Schießbuden kommen würden.

Heldensagen rund um Altenkopf erzählte wiederum Armin Assinger. Er habe bereits fast 4.000 Folgen „Sturm der Liebe“ auf dem Buckel. Altenkopf korrigierte: „Wir haben heute 3.986 Sendungen.“

Assinger: „I sag’ ja: FAST. Hallooo, wer’ma jetzt plötzlich genau?“

Übel

Genau vier Mal hat die quotenträchtige Show bereits Vorarlberg gewonnen, so auch im Vorjahr. Vielleicht ging man deshalb dieses Jahr mit einer „Üblen Schlucht“ an den Start, damit es nicht bald schon peinlich wird. Das Ländle macht sich ja ansonsten gern rar, um dann wieder umso mehr zu glänzen. Kerstin Polzer vom Landesstudio Vorarlberg bewarb das imposante Schlüchtle auch eher schaumgebremst, zu Platz 3 reichte es dennoch.

Überhaupt hatte man bei dieser Ausgabe der Show ein bisschen den Eindruck, dass das Gedränge an wundervollen Orten nicht allzu groß ist, in die Show zu kommen. Von früheren Gewinnern wie dem „Grünen See“ in der Steiermark weiß man ja, dass die Naturjuwele danach hoffnungslos überlaufen waren.

Der Trend ging diesmal jedenfalls weniger in Richtung prächtiger, smaragdener Bergsee - zuletzt ein sicheres Erfolgsrezept - sondern eher in Richtung üble und nicht so üble Schluchten. Kärnten hatte die Trögerner Klamm (beworben von „Klammer“-Darsteller Julian Waldner), Salzburg die Liechtensteinklamm und Niederösterreich die Johannesbachklamm zu bieten.

Wollte man etwa klammheimlich gar nicht gewinnen?

Dabei warfen sich die Anrainer der Johannesbachklamm in früheren Zeiten eh ordentlich ins Zeug. Eine Stelle in den Felswänden wurde „Marientritt“ genannt, weil diese Trittspuren Maria und Josef auf ihrer Flucht mit dem Jesuskind vor Herodes im Fels hinterlassen haben sollen. Desinformation hat eine lange Tradition.

Vielleicht hätte man auch Sebastian Kurz einreden sollen, dass einst schon die Heilige Familie auf der Balkanroute durch Österreich gewandert ist, vielleicht wäre dann vieles anders gekommen.

Kein Budget

Auf Herbergsuche ist offenbar auch Rocksängerin Birgit Denk mit ihrer ORF III-Talkshow „Denk … mit Kultur“. Sie enthüllte gleich das Unfassbare: „Wir haben fürs nächste Jahr noch kein Budget und keinen Auftrag. Ich bin zu haben.“

Ziemlich offenherzig ging es bei der Platz-Patin für die burgenländische Donatuskapelle weiter. Der neben ihr sitzende Hans Knauß habe ihr einmal abgesagt, „weil er ned singen wollt’.“ Dabei hatte sich der Sepp-Forcher-Nachfolger in "9 Plätze - 9 Schätze" als „Hardcore Rocker“ geoutet.

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Armin Assinger hingegen ist schon einmal in ihre Sendung gekommen, und sang mit Denk „Feuer“ in der Kurt-Ostbahn-Version. Was natürlich eingespielt werden musste.

Lagerfeuer

Später wurde dann tatsächlich auf Lagerfeuerromantik gemacht, durch einen „blindwütigen Zufall“, wie Viktor Gernot sagte, wurden drei Gitarren gereicht, Harry Prünster, Gernot und Altenkopf spielten auf den Klampfen, und die Runde der Promi-Paten gab ein Austropop-Medley zum Besten. „Feuer“, „Du entschuldige I kenn' di“, „Weus'd a Herz hast wie a Bergwerk“, „Fürstenfeld“, Klatschen, Schunkeln, Fahnenschwenken.

Jetzt komme es zu einer „TV-Premiere“, sagte Assinger nach der gemeinsamen Gesangseinlage. Nach einem Blick in die Moderationskarten sagte er: „Oder kommt’s jetzt nicht zu einer TV-Premiere?“

Es herrschte kurz Verwirrung.

Altenkopf reagierte als erster: „Naja, das war ja gerade eine.“

Jetzt war Assinger wieder im Bilde. „Das hat’s noch nie gegeben. Und dafür, dass das alles so spontan war, dass auch zufällig die Gitarren da waren und auch noch gestimmt waren ...“, sagte er im Scherz.

Offenbar war das aber doch nicht die TV-Premiere, die gemeint war. Denn Chris Stegers Song neuer Song „Gib ma an Grund“ wurde dann als "TV-Premiere" angekündigt.

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In Ohnmacht

Keine TV-Premiere war, dass Barbara Karlich im Nebenstudio die Abordnungen der Bundesländersieger abinterviewte.

Dabei fielen Sätze wie: „Ich muss mich konzentrieren, dass ich nicht in Ohnmacht falle, weil diese Käsespätzle machen mich schon ganz irgendwie … aber ich darf ja nichts essen, weil das bleibt ja sonst in den Zähnen picken.“

Ein kleines Gaberl durfte es dann sein, aber die sonst noch angebotenen Speisen, Weingläser und Stamperln blieben diesmal unberührt.

Die Gäste hatten wieder zahlreiche lokale Spezialitäten mitgebracht. Eine Torte aus Tarvis tarnte sich äußerlich als Stein. Um nicht verspeist zu werden?

Ein bisschen Frieden

Nach all dem Vorgeplänkel wurde dann doch wieder ein Sieger gekürt. Zum dritten Mal gewann die Steiermark - und diesmal konnte der Sieger fast politisch gedeutet werden. Franz Neger vom Landesstudio Steiermark brachte die Aktualität dieses Bauwerks auf den Punkt: Das vor 120 Jahren in die Felswand des Stoderzinken gebaute Kircherl, das keiner Konfession geweiht ist, stehe für: „Frieden, aufeinander zugehen, das Versöhnen, über Parteigrenzen, über Konfessionsgrenzen, über Ländergrenzen hinweg. Das ist ein so schöner Gedanke, und das in dieser wunderbaren Umgebung, das ist schon was Fantastisches.“

Dem ist wenig hinzuzufügen. Nur der steirische Heimatdichter Peter Rosegger hat es an Ort und Stelle besser ausgedrückt: „Was soll ich schreiben in diesen Bergen voll Sonnenschein? Ich kann nur in Andacht schweigen und selig sein!“

TIPP. Die Sendung zum Nachschauen

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