Kultur/Medien

2019: Als die ROMY plötzlich mit Ibiza zu tun hatte

Als die Ibiza-Affäre das erste Mal ihren Weg an die österreichische Öffentlichkeit fand, war sie vor allem eines: schwer zu verstehen.

Mit Laptop und wackeligem WLAN saß ich am 11. April bei der Verleihung der Akademie-ROMY und bemühte mich, zwischen den Lachern des Publikums auszumachen, was Jan Böhmermann in dem zugespielten Video da eigentlich sagte.

Irgendwas mit „Kinderkanzler“, einer Oligarchen-Villa auf Ibiza und Strache und der Kronen Zeitung.

Ich schrieb einen (semi-akkuraten) Satz in die Zeitung, bat unser Videoteam, die Aufnahme des Videos hochzuladen, fuhr nach Hause. Dort stellte ich eine eigene Geschichte online, die den wichtigsten Protagonisten dessen, was Böhmermann hier anklingen ließ, im Titel gar nicht nannte: „Jan Böhmermann lästert über Kickl, Kurz und Blümel“, eingebettet: das Video der Böhmermann-Rede.

Am nächsten Morgen erwachte ich, und es war Sturm. Dass der deutsche Satiriker hier einen der größten innenpolitischen Skandale ansprach, das kapierte damals kaum wer.

Böhmermann kannte, wie sich später herausstellte, das Ibiza-Video bereits vor der Veröffentlichung mehr als einen Monat später. Und er trollte, unter der Oberfläche eines satirischen Österreich-Piesackens, die heimische Innenpolitik. „Ich hab’ mich gerade ziemlich zugekokst und verhandle mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in der russischen Oligarchenvilla auf Ibiza darüber, ob und wie ich die Kronen Zeitung übernehme“, sagte er.

Die öffentliche Empörung aber konzentrierte sich nach dem Video auf jenen Reflex, den die Österreicher gerne pflegen: Sie fühlten sich von dem Deutschen beleidigt.

Dieses Gefühl schwoll noch an, als der Boulevard aufsprang, nichts kapierte und den Zorn anfachte.

Gar nicht wenige Nicht-KURIER-Leser riefen an, um sich zu beschweren. Dass die Realität hier die Satire bei Weitem übertraf und ein paar Wochen später nach dem Rücktritt Heinz-Christian Straches die türkis-blaue Regierung geplatzt sein würde, wusste man erst im Nachhinein. Und ja, die Freude über das Video war auch in der Politik enden wollend. Der KURIER hat den Artikel natürlich verteidigt.

Im Rampenlicht

Als die Ibiza-Affäre dann

am 17. Mai ausbrach, geriet Böhmermann – und gerieten damit auch die ROMY und der KURIER – wieder in den Fokus. Rasch wurde spekuliert, dass der Satiriker hinter der Erstellung des Videos stecken könnte. Auch das war falsch. Wie vieles andere, das Böhmermann vorgeworfen wurde. So war das Video nicht nur die Vorhut zu Ibiza – sondern auch ein Lehrbeispiel dafür, was Satire alles kann (und können darf).